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Landeshauptstadt: Aus Liebe zu Manga

Die 27-jährige Potsdamerin Carolin Eckhardt zog nach Japan und begann eine Karriere als Künstlerin

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Sie handeln von jungen Mädchen oder unheimlichen Monstern, von Fantasy oder Horror, Sport, Sex oder Science-Fiction. Tagtäglich ziehen Manga, Japans faszinierende Welt der Comics, Millionen im Land der aufgehenden Sonne in ihren Bann. Manga gibt es in Japan für alle Altersgruppen und Lebenslagen. Doch nur wenige Japaner wissen bisher um Comics aus fernen Ländern. „Das war bislang vor allem was für Comic-Maniacs“, beschreibt die japanische Autorin und Redakteurin Yoko Oikawa am Rande des „Internationalen Manga Festivals“ in Tokio das bisherige Nischendasein ausländischer Comics.

Doch das soll sich nun ändern. Zugleich besteht nämlich unter ausländischen Künstlern ein immer größeres Interesse an Japans Manga-Markt. Der Manga-Boom im Westen beeinflusst nicht nur die Szene, sondern weckt auch das Interesse unter Künstlern an Japan selbst. Eine von ihnen ist Carolin Eckhardt. Die 27-Jährige aus Potsdam ist aus Liebe zu Manga vor acht Jahren nach Japan gezogen, wo sie eine Karriere als Manga-Künstlerin begonnen hat. „Ich glaube, dass es in Zukunft immer mehr Künstler geben wird, die in Japan direkt publizieren werden“, meint Eckhardt.

„Okusama Guten Tag“ (Guten Tag meine Ehefrau“) heißt ihr Manga, das sie selbst auf Japanisch geschrieben hat. Im Sommer erschien der zweite Band. Hauptfigur ist der japanische Bankangestellte Takashi, der eine Deutsche namens Julia heiratet. Takashi, der vorher nie etwas mit dem Ausland oder Ausländern zu tun hatte, erlebt nun so manche Unterschiede zwischen den beiden Kulturen. Zum Beispiel als Julia feststellt, dass Waschmaschinen in Japan keine Temperaturregler haben und dann kurzerhand heißes Wasser in die Maschine kippt.

Eckhardt, die wegen der leichteren Aussprache bei ihren japanischen Fans nur unter ihrem Vornahmen Carolin bekannt ist, verarbeitet darin viele eigene Erlebnisse ihres Alltags in Japan. Ihre Faszination für Manga begann schon als Grundschülerin. Im Alter von 13 fing sie an, Japanisch zu lernen und selber Manga-Bilder zu zeichnen. „Seitdem wollte ich Mangaka, Manga-Künstlerin, werden“, erzählt sie. Mit 15 reiste sie erstmals nach Japan und verliebte sich sofort in das Land. „Meine Manga sind dem japanischen Markt angepasst“, erzählt sie.

Ausländische Comics seien in Japan noch wenig bekannt, weil sie zum Beispiel in Englisch seien, womit sich Japaner sehr schwertun. Anders als Manga seien die Comics zudem oft in Farbe und daher teuer. Hinzu komme, dass ausländische Comics oft tiefgründig seien, so die Manga-Autorin. Sowas gebe es zwar in Japan auch. „Aber der große Teil des Marktes hier verlangt, dass Comics leicht zu lesen sind“, sagt die Wahl-Japanerin. Daher seien auch ihre Manga „leichte Kost“.

Dabei weisen manche japanische Manga umgekehrt auch ausländische Einflüsse auf. So hatte sich schon der Begründer der japanischen Manga-Kunst, Osamu Tezuka, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges anfangs von amerikanischen Filmen und Disney inspirieren lassen, bevor sich die Comics dann später ständig weiter entwickeln sollten.

Doch nur wenige japanische Leser wissen um ausländische Einflüsse. Dies könnte sich auch dank der zunehmenden Digitalisierung ändern. Denn immer mehr Japaner lesen Manga auf ihren Smartphones und Tablet-Computern statt in gedruckter Form. „Dieser Markt wächst, vor allem von privat aufgelegten Web-Comics“, schildert Eckhardt. Auf diese Weise fänden Japaner auch leichter einen Zugang zu ausländischen Comics.

Gefördert werden könnte dies auch durch Ausländer wie Eckhardt, die sich direkt an Japaner wenden. Das Interesse aus dem Ausland an einem Austausch mit Japans Manga-Fachschulen und Manga-Universitäten wächst, die Zahl der dort studierenden Ausländer steigt. „Wir stehen ganz am Anfang. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird sich zeigen, ob der ausländische Comic in Japan einen festen Markt bekommen wird“, meint Eckhardt. dpa

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