Landeshauptstadt: Aus Liebe zum geschriebenen Wort
Nach 17 Jahren geht die Aktion „Buchpaten gesucht“ zu Ende. Schade, findet Yasmina Ifli. Sie und ihr Lebenspartner haben schon mehr als 20 restaurierungsbedürftige Bücher gerettet
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Jahrhunderte alte Gedanken weiterleben zu lassen und für jeden lesbar zu machen – das ist für Yasmina Ifli die Motivation, Buchpatenschaften zu übernehmen. Seit etwa 16 Jahren unterstützt sie die 1997 initiierte Aktion „Buchpaten gesucht“ der Potsdamer Stadt- und Landesbibliothek (SLB) und hat dabei gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Wilfried Fuhrmann schon mehr als 20 restaurierungsbedürftigen Büchern zu neuem Glanz verholfen. „Bücher haben mich zu dem gemacht, was ich bin“, erklärt die Babelsbergerin, die in Berlin schulpraktische Seminare leitet und am liebsten Biografien liest. „Dieses Geschenk möchte ich einfach weitergeben.“
Auch am vergangenen Donnerstag, beim ersten Neujahrsempfang für die Buchpaten und Förderer der SLB, blätterte sie schon wieder konzentriert in dem aktuellen Auswahlkatalog „Ein Abschied mit Preußen“, um sich ein neues Patenkind auszusuchen. Vorerst wird es auch der letzte Katalog sein, den sie in den Händen hält, denn die Aktion „Buchpaten gesucht“ findet nach 17 Jahren ein Ende, wie Frank Dirk Hoppe, Bereichsleiter der Landesbibliothek, am Donnerstag bekannt gab. „Natürlich gibt es immer noch restaurierungsbedürftige Bücher bei uns“, sagte er. „Aber es handelt sich dabei eben nicht mehr um Werke, die einen besonders hohen Wert oder eine enorme Ausstrahlung auf den Nutzer haben.“ Wie er erklärte, müssten bestimme Kriterien erfüllt werden, bevor ein Buch infrage käme. Zum einen müsste das Verhältnis zum ideellen Wert des Buches stimmen, es dürfe nur in wenigen Bibliotheken Deutschlands vorkommen, es müsse einen einzigartigen Charakter haben, regionalkundliche Aspekte aufweisen und die Restaurierungskosten müssten im Verhältnis zum antiquarischen Erwerb stehen. „Wichtig ist uns auch, dass die Paten eine gewisse Beziehung zu dem Werk aufbauen können, dass sie sich damit identifizieren“, so Hoppe. „Und das war schon im letzten Jahr mit den preußischen Kalendern aus dem 18. und 19. Jahrhundert eine echte Herausforderung.“
In der Zukunft wird es von daher keine offizielle Ausschreibung von Titeln mehr geben. Vielmehr sollen Interessierte aus eigener Motivation auf die Bibliothek zukommen, wenn sie die Restaurierung eines ihnen besonders am Herz liegenden Werkes unterstützen wollen. „Wir sind wirklich traurig, dass die Aktion zu Ende gehen muss“, sagte der Bereichsleiter der Landesbibliothek. „Aber wir können es auch nicht mehr mit gutem Gewissen weiterlaufen lassen und hoffen einfach, dass sich auf diesem Weg ganz besondere Liebhaber finden lassen.“
Insgesamt stellten in den letzten Jahren 183 Buchpaten rund 164 000 Euro für die Restaurierung zur Verfügung. Allein im Jahr 2014 spendeten 20 Liebhaber 3000 Euro. Wie viele restaurierungsbedürftige Werke sich noch in der SLB befinden, konnte Hoppe am Donnerstag nicht sagen. Viele regionalgeschichtliche Bände seien auf jeden Fall darunter und dann gebe es noch die Tausenden Bände von Büchern sowie Zeitschriften, die zum Teil noch aus den 20er-Jahren stammen. Diese seien aber bereits so brüchig, dass nur noch die Digitalisierung als letzte Rettung infrage käme, wie Hoppe einwandte.
Aus dem letzten Jahr gibt es auf jeden Fall noch 14 patensuchende Kalender und im aktuellen Katalog finden sich noch mal zehn Titel über Preußen. Yasmina Ifli hat sich bereits für die „Geschichte der Hohenzollern. Ein Haus- und Familienbuch für jeden Preußen“ von Philipp Albert Zimmermann entschieden. 300 Euro kostet die Restaurierung des Werkes aus dem Jahr 1856, ein Betrag, den Ifli gerne gibt. „Ich mag Bücher, die mir etwas aus anderen Zeiten erzählen“, begründet sie ihre Entscheidung. Das Ende der Buchpatenaktion findet sie sehr schade. Ob sie im nächsten Jahr wieder eine Patenschaft übernehmen wird, wisse sie noch nicht, das komme darauf an, ob sie ein besonderes Werk entdecken kann. „Mein Lieblingsstück in all den Jahren war ein Buch mit wunderbaren Illustrationen im Jugendstil“, erzählt sie. „Vielleicht findet sich ja irgendwann so etwas in der Art wieder.“
Wer eine Buchpatenschaft übernehmen möchte, kann sich bei Frank Dirk Hoppe unter Tel.: (0331) 289 6500 melden
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