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Im Anflug auf den dritten Sieg. Jan Piske (vorn) erzielte in der zweiten Halbzeit ein wichtiges Tor. Der VfL-Rechtsaußen gewann mit seinem Team die letzten drei Punktspiele in der 2. Bundesliga Nord.

© Jan Kuppert

Von Thomas Gantz: Aus Moll wurde doch noch Dur

Der Handball-Zweitligist VfL Potsdam kam durch ein 23:22 (11:14) über Dessau zum dritten Sieg in Folge

Stand:

Wesentlich länger als sonst üblich brannte am Freitagabend in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee das Licht. Die letzten Gäste gingen erst nach Mitternacht. Der Betreiber der Gastronomie meldete am Folgetag einen bedenklichen Rückgang seiner Getränkereserven. Kein Wunder, denn die Dramaturgie des Abends und der folgende Feiertag waren wie geschaffen dafür, den Rausch der Begeisterung über den dritten Sieg in Folge für die Zweitliga-Handballer des VfL Potsdam nicht so ohne weiteres an sich vorüberziehen zu lassen. Mit 23:22 (11:14) besiegten die Potsdamer vor 450 Zuschauern nach spannendem Spielverlauf den Dessau-Roßlauer HV. Es war ein sehr harter Weg hin an das angestrebte Ziel. „Der Ball lief heute bei uns nicht so flüssig wie sonst. Wir haben dennoch gekämpft bis zum Schluss. Diese beiden Punkte kann uns keiner mehr nehmen“, sagte Peter Melzer nach Spielschluss.

Der Erfolg des Aufsteigers gegen einen bestens eingespielten Gast, der seit 1993 ununterbrochen in der 2. Bundesliga Nord an Ball ist, war Resultat von Leidenschaft und Bedingungslosigkeit. Mit dem Wissen um die Dessauer Stärken (Abwehrverhalten, langes Ausspielen der eigenen Angriffe) hatte ein Besucher die Partie beim Zwischenstand von 11:15 (32.) schon abgeschrieben. Die Stimmung im Potsdamer Publikum tendierte bereits in Richtung Moll. Dass sich dies in der sehr torarmen Partie noch grundlegend änderte, hatte nicht zuletzt mit Ariel Panzer zu tun. Trotz Fingerverletzung machte der Publikumsliebling die vor der Pause augenscheinlichen Dessauer Vorteile auf der Torhüterposition zunichte. Seine Mitstreiter Matthias Frank und Christian Pahl hatten ebenfalls gute Szenen. Der gerade einmal 18 gewordene und aus dem vereinseigenen Nachwuchs stammende Frank fing vor der Pause etliche Würfe weg, während der Mannschaftskapitän in der entscheidenden Phase der Partie zwei Siebenmeter parierte.

Erst sechs Minuten vor Spielschluss gingen die Potsdamer erstmals überhaupt in Führung (21:20). Die folgenden Minuten boten Hochspannung, die sich erst auflöste, als sich ein vom Dessauer Rückraum-Riesen Robert Lux abgesandter Wurf eine Sekunde vor der Schlusssirene in der VfL-Deckung verfing.

Nach Spielende hielten sich die beiden Trainer Peter Melzer und Peter Pysall länger als sonst üblich bei den Schiedsrichtern auf. Es gab wohl einigen Klärungsbedarf, wie sich beim Blick in Pysalls Gesicht erahnen ließ. Dessaus Trainer sprach hinterher davon, dass in dieser Partie zweier im Prinzip gleichstarker Teams ein Unentschieden den gezeigten Leistungen gerechter geworden wäre. Der frühere DDR-Nationalspieler erntete für diese Bewertung keinerlei Widerspruch. Von den etlichen mitgereisten Dessauer Zuschauern schon gar nicht. Einige blieben ebenfalls länger und hatten, so zeigte sich später, bald ihren Frieden mit dem sportlichen Ausgang des stimmungsvollen Abends geschlossen.

VfL Potsdam: Pahl, Frank, Panzer; Pohlack 7, Melzer 4/2, Bolduan 4, Kohnagel 3, Mellack, Takev, Schmidt 1, Piske 1, Urban 2, Kübler, Sommer, Schugardt 1.

Thomas Gantz

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