Von Michael Meyer: Aus Sao Paulo zurück
UJKC-Judoka Robert Zimmermann will nach seinem Weltcup-Sieg nun auch in der Bundesliga gewinnen
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Nach zwei Wochen in Brasilien, wo er am Sonntag einen Weltcup-Sieg landen konnte, macht der Jetlag Robert Zimmermann noch ein bisschen zu schaffen. Doch am Samstag will er wieder hellwach sein, wenn er mit dem UJKC Potsdam in der 1. Judo-Bundesliga die SU Witten-Annen empfängt. „Dann will ich wieder gewinnen und mit meinem Verein zwei Punkte holen“, sagt der 22-Jährige, der in diesem Jahr erstmals bei den ganz schweren Männern in der Gewichtsklasse über 100 Kilo auf die Tatami geht und nun bereits erste nationale und internationale Erfolge aufweisen kann.
Wie den eingangs erwähnten Weltcup- Sieg am Sonntag in Sao Paulo gegen den Brasilianer Rafael Silva. „Das war schon irre, so einen Wettkampf hatte ich bis dahin noch nicht erlebt“, erzählt der gebürtige Potsdamer, der 1994 beim UJKC mit dem Judo begann, nach einigen Jahren Pause über Motor Babelsberg an die Sportschule Frankfurt (Oder) wechselte und seit diesem Jahr wieder für den UJKC statt für den JC 90 Frankfurt kämpft. „Zum einen war ich beim Einwiegen mit meinen 112,5 Kilo der Leichteste, was für mich schon ein gutes Gewicht ist, wofür ich von den Gegnern aber ein bisschen belächelt wurde. Und zum anderen standen am letzten Tag Brasilianer in jedem der vier Endkämpfe. In den drei Finals davor hatten immer die Einheimischen gewonnen, und entsprechend getobt wurde natürlich, als Silva gegen mich antrat. Das war eine absolute Nervenschlacht, in der ich aber alles richtig machte.“ Zimmermann ging durch zwei Bestrafungen für den Lokalmatador mit Yuko in Führung, die er bis zum Schluss behauptete. „Das Gefühl hinterher war herrlich, zumal ich im gesamten Turnierverlauf nicht eine Wertung abgab“, erinnert er sich.
Vor einigen Wochen sah es überhaupt noch nicht nach Zimmermanns Wettkampfreise nach Südamerika aus. „Ich war richtig krank, aber Dr. Marcus Schmidt, ein Osteopath und Heilpraktiker aus dem Werner-Alfred-Bad, hat sich sehr um mich gekümmert und viel Zeit dafür geopfert. Ohne ihn wäre ich nicht rechtzeitig wieder auf das Niveau gekommen, das mir schließlich in Sao Paulo den Sieg ermöglichte.“ Mitentscheidend für seinen Triumph am Sonntag sei aber auch gewesen, dass ihn sein Heimtrainer Axel Kirchner zuvor mental richtig aufgebaut habe, meint der Potsdamer. „Axel hat viel mit mir geredet und mir viel Selbstvertrauen gegeben. Außerdem hatten wir gemeinsam ein Konzept für meinen Griffkampf erarbeitet. Da ich wendiger als meine Gegner war, war ich schwer zu fassen, und ich selbst habe immer konzentriert auf meine Chance für die richtigen Griffe gewartet. Das zahlte sich nun aus.“
Das zahlt sich auch für Zimmermanns Heimatverein aus, denn mit ihm konnte eine Lücke im schwersten Gewichtslimit geschlossen werden. „Mit Robert, mit dem wir nun in der plus Hundert eine richtige Bombe haben, und unserem Gaststarter Niklas von Freden in der 66-Kilo- Klasse sind wir jetzt auch in Gewichtsklassen gut aufgestellt, die in der Vergangenheit unsere Schwäche waren“, meint Mannschaftsleiter Silvio Paul. „Deshalb denken wir, am Samstag erstmals gegen Witten-Annen gewinnen zu können.“ Für das Duell mit dem punktgleichen Tabellendritten ab 17 Uhr in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee hat der UJKC alle eigenen Judoka zur Verfügung. „Außerdem haben wir diesmal unsere Weißrussen dabei.“ Siharei Kukharenka, Stepan Popov, Yuri Rybak und Aleksej Stepankov sollen dabei helfen, Potsdams momentanen vierten Platz weiter zu verbessern.
Ebenso wie Robert Zimmermann, der sich „schon wieder bei Kräften dafür“ fühlt, gestern aber nochmal ein bisschen entspannte – bei seinem Bruder Stefan, der ihm fast täglich beim Krafttraining Gesellschaft leistet und als gelernter Koch mit um sein leibliches Wohl kümmert. „Wir feiern heute doppelt“, erzählte Zimmermann am Mittwoch. „Stefans 31. Geburtstag und meinen Weltcup-Sieg.“
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