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Landeshauptstadt: Ausbau des Sacrow-Paretzer-Kanals erst ab 2009

Planfeststellungsbeschluss noch nicht erteilt / Kritiker befürchten Schäden an Ökosystem Obere Wublitz

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Marquardt - Der Ausbau des Sacrow-Paretzer-Kanals wird voraussichtlich nicht mehr in diesem Jahr beginnen. Er gehe zwar davon aus, dass der Planfeststellungsbeschluss – die Baugenehmigung – noch 2008 durch die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost in Magdeburg getroffen wird, erklärte Rolf Dietrich, Leiter des Wasserstraßenneubauamtes Berlin, gestern auf PNN-Anfrage. Baubeginn sei dann aber erst 2009. Noch vor Jahresfrist war von der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost bekanntgegeben worden, dass der Planfeststellungsbeschluss Ende 2007 gefasst werde und der Bau im „Sommer 2008“ beginnen könne.

Der Sacrow-Paretzer-Kanal soll im Rahmen des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr.17 als Teil des Havel-Ausbaus verbreitert und dafür das nördliche Ufer abgebaggert werden. Die Wassertiefe wird den Plänen zufolge auf vier Meter gebracht. Lediglich der Nedlitzer Durchstich bleibt „einschiffig“ passierbar und als Engpass erhalten. Im übrigen Teil sollen „Großmotorgüterschiffe“ von 11,40 Meter Breite und einem Tiefgang von 2,80 Meter aneinander vorbeifahren können. Schubverbände können dann eine Länge von 185 Meter erreichen. Die Stadt Potsdam hat den Kanalausbau wegen eines zu erwartenden Absinkens des Wasserstandes in angrenzenden Gewässern wie etwa im Jungfernsee abgelehnt.

Aufgrund von Protesten und Einwendungen mussten die Pläne 2001 und 2004 verändert werden. Wie der Stadtverordnete Wolfgang Grittner (für Die Linke) gestern erklärte, wurde die Kanalverbreiterung auf der ganzen Länge überprüft mit dem Ergebnis, dass nun der Nedlitzer Durchschnitt nicht für die gleichzeitige Passierbarkeit von zwei Schiffen erweitert, sondern ein Ampelverkehr eingerichtet wird. „Sie haben gehofft, dass wir damit zufrieden sind“, so Projektkritiker Grittner und fügt hinzu: „Sind wir aber nicht.“ Der Marquardter rechnet im Falle eines Ausbaus mit Beeinträchtigungen des Flora-Fauna-Habitats Obere Wublitz sowie mit negativen Auswirkungen auf das Nedlitzer Wasserwerk. Zudem kritisiert er die Fällung von etwa 800 großen Laubbäumen entlang des Nordufers. Derzeit gebe es Grittner zufolge eine Diskussion, ob der Kanal doch nicht in der Breite, sondern lediglich in der Tiefe ausgebaggert und an Zufahrten Ampeln eingerichtet werden könnten. Diese Variante „war auf einmal da“, so Grittner: „Wahrscheinlich wird durch die Parole geprüft, wie wir darauf reagieren.“ Auch dies lehne er ab, da die dennoch fahrenden Großmotorgüterschiffe eine uferschädigende „Sog- und Schwallwirkung“ entfalteten.

Wasserstraßenneubauamtschef Dietrich erklärte dazu, er rechne fest mit einem Planfeststellungsbeschluss inklusive Ausbau des Kanals in der Breite. Ab Mai wollen die Ausbaugegener laut Grittner mit der Aktion „erleuchteter Fluss“ protestieren – unter Verwendung von Fackeln und Teelichtern. Guido Berg

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