ATLAS: Ausgeschlossen
Juliane Wedemeyer befürchtet, dass die Freundschaftsinsel vereinsamt.
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Die ersten haben es schon gestern Nachmittag gemerkt: Sie mussten draußen bleiben. Ein Spaziergang über die Freundschaftsinsel ist ab 16 Uhr ausgeschlossen, genauso wie heimliche Dates im Mondenschein auf den Bänken des denkmalgeschützten Gartens. Und auch die morgendlichen Jogger mussten heute vor der Insel stoppen: Denn an den Eingängen steht jetzt ein Zaun. Geöffnet wird er jeden Tag erst um 8 Uhr – wenn die Sonne aufgegangen ist. In der Dunkelheit sollen die Absperrungen den Park vor Vandalen schützen, die in den vergangenen Jahren dort mehrere Tausend Euro Schäden angerichtet haben. Nicht, dass der Zaun nicht zu überwinden wäre, aber wer dies tut, begeht Hausfriedensbruch – der Sicherheitsdienst darf künftig also sofort einschreiten. Das schreckt hoffentlich Vandalen ab. Doch die Gefahr besteht, das der Zaun auch unbescholtene Bürger abschreckt und die Insel so zum einsamen Eiland wird, zu einem toten Fleck mitten in der City. Zumal unsicher ist, ob der Zaun tatsächlich gegen mutwillige Zerstörung hilft. Schließlich gibt es genügend andere unbelebte Orte in der Stadt: Der Lustgarten zum Beispiel. Wird der dann künftig auch umzäunt – oder die Nikolaikirche? Deren Gemeinde klagt ja schon jetzt über den regelmäßigen Vandalismus.
Juliane Wedemeyer
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