Jörg Hoffmann beendet Laufbahn – nach 24 Jahren Von Jan Brunzlow 5766 Meter schwimmen in einer Stunde, das ist Weltrekord. Es war nicht der einzige für Jörg Hoffmann, doch nun verkündet er das Ende seiner Karriere offiziell. Nach 24 Jahren Schwimmsport zwischen dem Trainingszentrum in Schwedt und Potsdam sieht der 34-Jährige keine Perspektive für sich in seinem Sport und beendet die Spekulationen um einen Start bei Olympia 2004. „So ein Plan funktioniert nicht, wenn man nicht schwimmen kann“, sagt Hoffmann. Nun konzentriert er sich auf die Familie, seinen beruflichen Werdegang und die Trainer- A-Lizenz, die er gerade erwirbt. Zwischen Schwimmen und über Wasser halten liegt bei Hoffmann der Unterschied. Letzteres könne er noch gut, mehrmals in der Woche belebt er den Kreislauf und trainiert dadurch von zwei Jahrzehnten Leistungssport ab. Zu mehr reicht es nicht mehr. „Die Rahmenbedingungen stimmen nicht“, erklärte der Ausnahmeathlet, der 1986 bei den Junioren-EM seine erste internationale Medaille feierte und 1992 in Barcelona Olympia-Bronze über 1500 Meter erschwamm. Die größten Erfolge waren es für ihn nicht. „Man kann nach all den Jahren nicht ein paar Titel herausheben“, sagt der von Harald Herberg betreute Athlet: „Manchmal merkt man erst wie wertvoll etwas ist, wenn es vorbei ist“, erinnert er sich an die WM-Titel in Perth von 1991 über 400 und 1500 Meter. Aus der Sportförderung fiel der gebürtige Schwedter in diesem Jahr raus, auch aus der Förderung des Olympiastützpunktes Potsdam. Dass man mit über 30 Jahren dennoch erfolgreich schwimmen kann, zeigt die aktuelle Olympiakadernominierung des Deutschen Schwimm-Verbandes. Mit Maik Warnecke (SV Cannstatt) will Cheftrainer Ralf Beckmann einen 33- jährigen Brustspezialisten ins Team holen, der in Athen seine fünften olympischen Spiele erleben würde – so viel wie kein anderer Schwimmer bisher. Sportlich geht es für Hoffmann nicht weiter, weil er seinem eigenen Lebensmotto damit nicht mehr treu geblieben wäre. „Wenn ich mich am Abend ins Bett lege und den Tag Revue passieren lasse, muss ich das Gefühl haben, dass dieser Tag mich weitergebracht hat“, schreibt er auf seiner privaten Internetseite. Im Schwimmen hat er alles erreicht, bis auf einen Olympiasieg. Er war Welt- und Europameister, Rekordhalter, Welt-Cup-Sieger und könnte sich nun, unter Umständen, eine Tätigkeit als Trainer vorstellen. „Ursprünglich habe ich daran gedacht“, sieht er heute die Wahrscheinlichkeit jedoch wieder geringer, denn er hat ein grundsätzliches Problem mit der Sportförderung. „Die Verbände warten, anstatt zu fördern“, macht er das Problem des Nachwuchsmangels, auch und vor allem im Schwimmsport, daran fest. Das Thema kann aktuell auf Potsdam übertragen werden, denn mit Jana Henke verfügt der Schwimmsport in der Stadt über nur einen aktuellen DSV-Olympiakader, Toni Helbig ist B-Kader und Natascha Kraus, die beim Weltcup vom 28. bis 30. November in Melbourne starten wird, ist DSV-Kader. „Wir haben uns schon vor einigen Jahren den Kopf darüber zerbrochen“, so Hoffmann, der die Bedingungen in der Schwimmhalle am Luftschiffhafen als Weltspitze lobt. Dies hätten auch die anderen Schwimmer sowie Verbandstrainer, die sich im Rahmen der EM- Vorbereitung 2002 in Potsdam aufhielten, erklärt. Die Bundesstützpunktbestätigung, die Potsdam nach Olympia gerne wieder hätte, nach jetzigen Stand auf Grund der wenigen Kaderathleten jedoch kaum noch erreichen kann, wird auch die Zukunft der Schwimmhalle am Luftschiffhafen bestimmen. Stellt der Bund seiner Zuschüsse ein, beziehungsweise setzt diese herunter, muss entweder das Land oder die Stadt dafür aufkommen Derzeit laufen Gespräche zwischen dem Schwimmverband und dem Landessportbund Brandenburg über diese Problematik. Hoffmann selbst hinterlässt einen langen Schatten im Schwimmsport. Zwar schaffte er bereits die Qualifikation für Sydney nicht mehr, doch wurde er 2000, damals von manchen schon auf“s sportliche Abstellgleis geschoben, Weltmeister auf der Kurzbahn, ein Jahr später Europameister und im vergangenen Jahr Fünfter der Langbahn-EM. Jetzt will der studierte Forstwirtschaftler als selbstständiger Kaufmann auf die Beine kommen und für die Familie da sein. Die „Delle“ im Kopf, Hoffmanns äußerliches Markenzeichen, ist nicht sein einziges Erkennungsmerkmal: er fährt gerne Harley Davidson und wohnt auf einem Hausboot auf der Havel. Eine Rückkehr wie Birgit Fischer im Kanurennsport schließt Hoffmann aus. Er hat mit seinem Sportlerleben abgeschlossen.
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