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Sport: Ausgeturnt?

Landestrainerstelle in Potsdam muss künftig neu finanziert werden

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Landestrainerstelle in Potsdam muss künftig neu finanziert werden Von Henner Mallwitz Geht der Turnsport in Potsdam womöglich vollends den Bach hinunter? Eine Befürchtung, die sich zumindest in den Reihen des SC Potsdam breit macht. Denn: Vom Land wurde eine Trainerstelle gestrichen, Ende Juni läuft die von Lutz Richter im Potsdamer Luftschiffhafen besetzte Stelle aus, und über eine mögliche Weiterfinanzierung wird derzeit heftig diskutiert. „Rund 16000 Euro fehlen, und auf uns als Verein kommen davon 10000 Euro zu, wenn wir die Stelle erhalten wollen“, sagt Peter Rieger, Geschäftsführer des SC Potsdam. „Sollte das Geld nicht aufgebracht werden, wird es wahrscheinlich kein leistungsorientiertes Turnen mehr in Potsdam geben. Eine lange Tradition wird platt gemacht.“ Grund des ganzen Problems ist die niedrigere Einstufung des Turnens in eine andere Förderkategorie, was nicht zuletzt auch auf die Ergebnisse bei großen internationalen Wettkämpfen wie den Olympischen Spielen in Athen zurückzuführen ist. Um die Absicherung der Stelle klarzustellen, wird nun beim SC Potsdam heiß diskutiert. Von Beitragserhöhung für die Turner ist da die Rede, ebenso davon, ehemalige Athleten zu Förderbeiträgen zu motivieren. Auch die Stadt sei gefordert, so Rieger: „Partys sind immer schön, wenn es darum geht, Erfolge zu feiern. Nun muss aber auch gehandelt werden.“ Zumal sich ein weiteres Problem durch die Diskussion um die Landestrainerstelle ergibt: Da Potsdam kein Bundesstützpunkt mehr ist, wird die Miete des 51 Quadratmeter großen Trainerzimmers im Luftschiffhafen nicht mehr von der Stadt getragen. „Dabei geht es um einen nicht unerheblichen Betrag. Wir wollen und können das als Verein nicht übernehmen“, zeigt sich Peter Rieger verärgert. Rolf Lorenz, Chef des Märkischen Turnerbundes, hält den Ball indes etwas flacher. „Sowohl der Bundesstützpunkt in Cottbus als auch der Turnerbund sind an der Stelle in Potsdam interessiert. Und sie wird erhalten bleiben“, versichert er. Das benötigte Geld müsse umgeschichtet und die Finanzierung zusammen mit dem SC Potsdam abgesichert werden. Dieser ist nach Lorenz“ Meinung auch nicht in dem von Rieger genannten Maße gefordert: „Wir gehen von rund 5000 Euro aus, die der Verein bezahlen müsste.“ Vom Land, so Lorenz, sei Ende April mit einer endgültigen Entscheidung über die neuen Bedingungen zu rechnen. Bedenken über das dann Kommende hat er eher weniger: „Wir wollen die Stelle erhalten und werden alles daran setzen, dass dies auch geschieht.“ Zusammen mit dem SC Potsdam und dem Olympiastützpunkt in Frankfurt (Oder) und Cottbus sei dies möglich. Bleibt schließlich aber auch die Entscheidung des Trainers selbst. Und die ist ebenfalls noch offen. Erst im Sommer wird sich zeigen, welchen Weg der jetzige Landestrainer Lutz Richter gehen wird – zurzeit läuft nämlich seine Bewerbung im schweizerischen Graubünden als Trainer. Bis in die engere Auswahl von vier ostdeutschen Trainern hat es der Potsdamer bereits geschafft: In der Schweiz würde im besten Fall eine halbe Stelle an der Schule und eine halbe als Trainer auf ihn warten. „Sollte ich angenommen werden, müsste die Stelle in Potsdam neu besetzt werden“, so Richter. Aber das Ganze zeige ja letztlich vor allem die Misere im deutschen Sport. Nachteile in der Finanzierung hätten zumeist jene Sportarten, die – wie etwa beim Turnen – im frühen Kindesalter mit dem Training beginnen. „Der Wintersport hat es da zum Beispiel besser, dort fließt mehr Geld.“

Henner Mallwitz

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