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Landeshauptstadt: Ausländer wollen das Welterbe sehen

Dieser Status ist wirtschaftlich und touristisch für Potsdam von hoher Bedeutung, stellte von Argus veranstaltete Konferenz fest

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Als Wirtschaftsfaktor für Potsdam hält Investor Dirk Onnen den Welterbestatus der Schlösser und Gärten für nicht erheblich. Das erklärte der Geschäftsführer der Norddeutschen Boden AG in einer Podiumsdiskussion der Tagung „Welterbe und bürgerschaftliches Engagement“, die am Wochenende im Alten Rathaus stattfand.

Diese Äußerung blieb nicht unwidersprochen. Die Aufnahme in das Welterbe habe Investitionen in vielfacher Millionenhöhe nach Potsdam fließen lassen, erklärte Saskia Hüneke als Sprecherin des Bürgervereines Argus, der die zweitägige Konferenz veranstaltete. Unstrittig sei, dass seitdem die Immobilien in der Landeshauptstadt deutlich an Wert gewonnen haben. Marketing-Fachleute haben ermittelt, dass der Welterbestatus den Tourismus entscheidend fördert. Internationale Reiseunternehmen konzentrierten ihre Europaangebote zunehmend auf die Welterbestätten.

In der Arbeitsgruppe „Leben mit dem Welterbe“ hatte Wolfgang Cornelius zudem erklärt, der Welterbestatus habe wesentlich zur Rettung des Einzelhandels im Zentrum Potsdams beigetragen. Die Angebote müssten diesem hohen Anspruch genügen, wozu auch ausreichende Parkmöglichkeiten und die Schaffung größerer Handelsflächen durch Zusammenfassung mehrerer Läden hinter den Barockfassaden gehören sollten.

Die Tagung machte deutlich, dass der Welterbestatus gegen überdimensionierte Bau- und Verkehrsvorhaben verteidigt werden muss. So ließ seitens des deutschen Nationalkomitees Icomos Sprecher Giulio Marano keinen Zweifel daran, dass die Unesco der Dresdner Elblandschaft wegen des Baus der Waldschlösschenbrücke den Welterbestatus aberkennen wird. Diese Gefahr bestand auch für Potsdam, doch hat bürgerschaftliches Engagement zur Reduzierung der überdimensionierten Bauplanungen am Hauptbahnhof geführt und den Rauswurf abgewendet, erinnerte Saskia Hüneke. Über die begonnene Erarbeitung von Regelungen für den Umgebungsschutz des Welterbes hinaus forderte sie ein Leitbild für Potsdam als Welterbestadt, dass für die Bürgerschaft ebenso gilt wie für die Behörden, die Verkehrsplaner oder die Bauherren. Die bisherige Konfliktliste sollte ständig aktualisiert und ein Gremium zur Konfliktvermeidung gegründet werden. Probleme können immer neu entstehen – so halten, wie eine Publikumsanfrage ergab, viele Potsdamer die von der Schlösserstiftung am Neuen Palais zugelassene riesige Zeltstadt für eine Firmenfeier des Rewe-Konzerns für nicht vereinbar mit dem Welterbestatus. Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh rechtfertigte diese Entscheidung mit wirtschaftlichen und touristischen Vorteilen für die Stiftung.

Wann soll man bei Konflikten die Unesco zu Hilfe rufen? Gar nicht, meint Stadtplanungschef Andreas Goetzmann, die Probleme müssten ohnehin am Ort gelöst werden. Dem widersprach als Vertreterin des bürgerschaftlichen Engagements Hüneke: Sie weiß aus eigener Erfahrung mit den Bahnhofcenterplänen, dass „ein Hilferuf nach Paris“ durchaus nützlich sein kann. Er sollte inhaltlich substanziell und auf Englisch abgefasst sein. Klage- und Jammerschriften blieben wirkungslos. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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