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ATLAS: Außer Kontrolle

Es ist schwierig. Politiker fordern ständig, dass die Jugendämter dieses Landes aufmerksam sind.

Stand:

Es ist schwierig. Politiker fordern ständig, dass die Jugendämter dieses Landes aufmerksam sind. Sie sollen darüber wachen, dass Kinder nicht vernachlässigt, misshandelt oder missbraucht werden. Sie sind die Hüter des Kindeswohls, zumindest in den Fällen, wo Eltern, Schule und Kita versagen. In Potsdam gibt es darum ein Frühwarnsystem. Ein spezieller Dienst begrüßt alle frischgebackenen Eltern der Stadt, gibt Ratschläge und Geschenke und kontrolliert bei diesen Hausbesuchen gleich das Umfeld, in dem die neugeborenen Potsdamer aufwachsen werden. In der Kita oder in der Schule später übernehmen Lehrer und Erzieher teilweise diese Kontrolle. Aber warum gehen die Namen der Eltern an das Jugendamt, die sich die Schulspeisung für ihre Kinder nicht leisten können oder wollen und darum einen Antrag auf kostenloses Schulessen gestellt haben? Sind ärmere Eltern schlechter zu ihren Kindern? Auf keinen Fall. Geld hat nichts mit Erziehung und Liebe zu tun. Dieser Eindruck darf nicht entstehen – vor allem nicht bei den Mitschülern und den anderen Eltern. Denn das hätte den Effekt, dass die Betroffenen ein gutes Angebot aus Scham nicht nutzen. Und trotzdem: In finanzieller Not zu leben, belastet Familien sehr. Auch die Kinder. Und darum ist es richtig, wenn die Stadt die Eltern anspricht und fragt, ob sie Hilfe benötigen. Eine Kontrolle darf es in diesen Fällen aber nicht sein.

Juliane Wedemeyer

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