Sport: Außer Kontrolle
Krawalle beim Oberliga-Derby BFC gegen Union
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Schwere Fan-Ausschreitungen beim Berliner Oberliga-Klassiker zwischen dem BFC Dynamo und dem 1. FC Union haben vier Wochen vor der Fußball-Weltmeisterschaft die Öffentlichkeit wieder für das Thema Sicherheit sensibilisiert. Trotz massiver Sicherheits-Vorkehrungen konnten am Samstag 1000 Polizisten und 200 Ordnungskräfte gewalttätige Aktionen von Hooligans nicht verhindern.
Schiedsrichter Thomas Gerber (Chemnitz) sah sich veranlasst, die nach 77. Minuten abgebrochene Partie der NOFV-Oberliga Nordost nicht mehr fortzusetzen. „Das sind die Bilder, die wir im WM-Jahr nicht brauchen“, kommentierte Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) die Jagd- und Prügelszenen im Sportforum Hohenschönhausen. 6471 Zuschauer waren im Stadion, 600 davon sollen gewaltbereite Anhänger gewesen sein.
So genannte Fans des ehemaligen DDR-Serienmeisters BFC Dynamo, in dessen Dunstkreis sich seit Jahren eine große Gruppe von Hooligans sammelt, waren beim Spielstand von 1:1 auf das Spielfeld gestürmt und hatten die rund 800 Union-Anhänger bedroht. Die BFC-Ordner konnten die Randalierer nicht im Zaum halten. Polizeikräfte, die außerhalb des Stadions postiert waren, griffen nach etwa vier Minuten ein, berichteten Zuschauer. Die Beamten hätten die Lage nach rund einer Viertelstunde beruhigt, teilte die Polizei mit. 33 Zuschauer wurden festgenommen. Fünf Personen wurden verletzt, darunter ein Polizist und ein Ordner.
Man habe die Brisanz des Spieles jedenfalls nicht unterschätzt, fügte der Polizeisprecher hinzu. So etwas könne leider immer wieder passieren.
BFC-Präsident Mario Weinkauf warf der Polizei „totales Versagen“ vor. „Mir wird angst und bange, wenn ich an die Weltmeisterschaft denke“, sagte er in der RBB-„Abendschau“. Allerdings räumte er auch das Versagen des eigenen Ordnungsdienstes ein. Die Polizei gab dem gastgebenden Verein und dem Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) als Verantwortlichen der Oberliga die Schuld an der schweren Sicherheits-Panne in der WM-Endspiel-Stadt. Sie wies darauf hin, dass für die Sicherheit im Stadion der gastgebende Verein mit seinem Ordnungsdienst zuständig sei. Die Polizei greife erst dann ein, wenn die Lage außer Kontrolle zu geraten droht. „Wir haben darauf gedrängt, mit der Partie in den Jahn-Sportpark auszuweichen“, erklärte Einsatzleiter Michael Knape. Dort seien ganz andere Sicherheitsmaßnahmen möglich. „Aber der Club wollte hier spielen“, ergänzte Knape. Der NOFV habe dem Austragungsort zugestimmt. NOFV-Spielleiter Bernd Wusterhausen räumte die Fehlentscheidung ein: „Nach dem jetzigen Erkenntnisstand hätte das Spiel nicht im Sportforum stattfinden dürfen.“ Die WM wird unter einem ganz anderen Sicherheits-Standard stattfinden, die Brisanz aber bleibt. Bereits vor dem Hinspiel des BFC Dynamo beim 1. FC Union war die Polizei in einer Berliner Discothek massiv gegen mutmaßliche Drahtzieher der Berliner Hooligan-Szene vorgegangen und hatte diese festgesetzt. dpa
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