Landeshauptstadt: Aussicht auf Vermittlung
Leistikowstraße: CDU-Politikerin will schlichten
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Nauener Vorstadt - Im Streit um die Dauerausstellung im ehemaligen KGB-Gefängnis in der Leistikowstraße hat sich Medienberichten zufolge nun auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Beatrix Philipp als Vermittlerin angeboten. Die Politikerin, die Berichterstatterin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für das Stasiunterlagengesetz ist, war auf Einladung von CDU-Kreischefin Katherina Reiche nach Potsdam gekommen und hatte an einer Diskussion unter anderem mit Dirk Jungnickel von der Zeitzeugeninitiative Leistikowstraße teilgenommen. Es gebe „dringenden Handlungsbedarf“, wird Philipp zitiert. Die nordrhein-westfälische Politikerin will demnach nach der parlamentarischen Sommerpause mit Zeitzeugen sowie der Leitung und dem Beirat der Gedenkstätte reden.
Beim Gedenkstättenverein, in dem sich viele Zeitzeugen engagieren, wird das neue Vermittlungsangebot positiv aufgenommen: „Wir sind natürlich froh über jeden Politiker, der sich da einschaltet“, sagte Richard Buchner, der Vorsitzende des Gedenkstättenvereins, am Sonntag den PNN: „Wir haben nach wie vor massive Kritik an der Ausstellung.“ Seit der Eröffnung im April habe sich inhaltlich nichts getan. Man sei mit der Gedenkstättenleitung aber „im Arbeitskontakt“.
Gleichzeitig setzen die Zeitzeugen ihre Hoffnung in Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD): Der von Platzeck bei der Eröffnung der Dauerschau angebotene Besichtigungstermin mit einem Zeitzeugen habe zwar wegen einer Erkrankung vorerst abgesagt werden müssen. Buchner rechnet aber damit, dass der Termin „in absehbarer Zeit“ nachgeholt werden kann: „Davon versprechen wir uns viel.“ Platzeck hatte den Zeitzeugen wie berichtet zugesagt, die Kritikpunkte bei einem gemeinsamen Rundgang aufzunehmen.
Die Ausstellung in der Leistikowstraße war im April unter Protesten im Beisein von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) und Ministerpräsident Matthias Platzeck eröffnet worden (PNN berichteten). Die Kritiker – darunter etliche frühere Häftlinge – bemängeln vor allem, dass die Dokumentation die Leiden der Opfer im Untersuchungsgefängnis der sowjetischen Spionageabwehr nicht ausreichend würdige. Die Gedenkstättenleitung verweist dagegen auf die geleistete umfangreiche Forschung für die neue Dauerschau.
Der Konflikt schwelte bereits lange vor der Eröffnung: Für Empörung bei den Zeitzeugen sorgte etwa die – mittlerweile aufgehobene – Entscheidung der Gedenkstättenleitung, in den Räumen der Gedenkstätte keine Veranstaltungen des Vereins zuzulassen. Zur Eskalation kam es im März 2012, als ein Mitglied eines Opfervereins die Gedenkstättenleiterin Ines Reich bedrohte und tätlich angriff. In dem Gebäude in der Leistikowstraße wurden von 1945 bis in die 1980er Jahre Menschen unter dem Vorwand angeblicher Spionage gefoltert, zu Haftstrafen oder gar zum Tode verurteilt. dpa/jaha
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