Sport: Aussichten heiter bis wolkig
VfL-Handballer erwarten den HSV Peenetal Loitz / Reformbestrebungen der HBL beunruhigen
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Charaktereigenschaften wie Rachsucht oder Hinterlist werden den Handballern des 1.VfL Potsdam nicht zugeordnet. Weil dem so ist, dominieren vor dem letzten Heimspiel des Tabellendritten in dieser Saison gegen den HSV Peenetal Loitz am kommenden Samstag (19 Uhr, Sporthalle Heinrich-Mann-Allee) Gelassenheit und Vorfreude auf einen nochmalig sehenswerten Auftritt das Stimmungsbild. „Es geht uns darum, mit einem vernünftigen Spiel zu einem vernünftigen Sieg zu kommen. Alles andere ist jetzt nicht mehr so wichtig“, sagt Peter Melzer, der sich nicht mehr tiefgründig mit der Vorgeschichte des Rückspiels gegen den Gast aus dem Landkreis Ostvorpommern beschäftigt. Melzer will mit seinen Mitteln reagieren: mit sportlichem Erfolg.
Der Verein aus der 4000-Einwohner-Stadt Loitz schaffte es im vergangenen Herbst, den ehemaligen Zweitligisten aus Potsdam unter Vorspielung falscher Tatsachen zu einer Spielverlegung zu animieren. Mehrere Wochen soll es nach Aussagen eines Loitzer Verantwortlichen gedauert haben, bis der VfL auf ein entsprechendes schriftliches Ersuchen reagierte und sich dann auf eine Terminverschiebung um einen Tag einließ. Die Folge: Der mit dem Zweitliga-Spitzenreiter Stralsund kooperierende Gastgeber brachte drei für ihn mit einem Zweitspielrecht ausgestatteten Stalsunder Feldspieler zum Einsatz. Das Trio warf neun Tore und hatte entscheidenden Anteil an der 24:26-Niederlage der Potsdamer.
Die Sache sprach sich rum. Ganz nach dem Motto, dass derjenige, der sich von der Handballprovinz dermaßen vorführen lässt, sich doch erst einmal selbst die Sinnfrage stellen sollte, reagierten andere Regionalligisten mit einer Mischung aus Belustigung und Kopfschütteln. „Lass mal“, sagt Melzer zum Thema fünf Monate später nur und kündigt für das Spiel gegen den in der Rückrunde sehr erfolgreichen Tabellenfünften Loitz einmal mehr „Handball mit Herz“ an.
Gestaltet der seit dem vergangenen Wochenende feststehende Aufstieg des VfL Bad Schwartau die Potsdamer Perspektiven für die kommende Saison recht freundlich, sorgt nun eine von der Handball-Bundesliga (HBL) angedachte Zweitliga-Reform für Verunsicherung. Die HBL plant die Zusammenführung der 2. Bundesligen Nord und Süd zu einer Spielklasse mit 20 Teams. Noch ist die Umstrukturierung nicht beschlossen. Passiert dies, dann in jedem Fall schon zur Spielzeit 2010/2011. „Wir beobachten das“, sagt Teammanager Göran Böhm. Selbst traditionelle ostdeutsche Handball-Standorte wie Dessau oder Schwerin stellte der angedachte Umbau vor enorme Probleme. Für den VfL Potsdam in seiner jetzigen Struktur käme er, was die bisherigen Ambitionen im Männerbereich betrifft, einem Dolchstoß gleich.
Thomas Gantz
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