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Potsdamer Landtag: Ausstellung mit Hitler-Porträt bleibt

Die Kunstporträts von Hitler, Goebbels und anderen Diktatoren im neuen Landtagsgebäude werden nicht abgehängt. Die Ausstellung bleibt umstritten. Besucher sollen stärker aufgeklärt werden.

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Potsdam - Die umstrittene Ausstellung im Neubau des Brandenburger Landtags mit verfremdeten Porträts von Hitler, Goebbels und Stalin bleibt. Das hat das Landtagspräsidium entschieden. „Durch die Ausstellung findet eine Auseinandersetzung mit Geschichte statt, der sich Abgeordnete und Bürger zu stellen haben“, sagte Landtagsvizepräsidentin Gerrit Große am Mittwoch in Potsdam. Die erste große Kunstschau in dem Haus zeigt 112 Werke des Künstlers Lutz Friedel, der Porträts historischer Persönlichkeiten verfremdete; unter anderem auch von Anne Frank und Rosa Luxemburg.

Neun der elf Mitglieder des Landtagspräsidiums haben für den Verbleib der Exposition votiert. Die CDU-Fraktion stimmte dagegen. Ihr Parlamentarischer Geschäftsführer Ingo Senftleben erklärte: „Die CDU-Fraktion hält daran fest, dass der Landtag nicht der richtige Ort ist, um Bilder von Diktatoren und Verbrechern auszustellen.“ Solche Bilder in einem deutschen Parlament seien Besuchern schwer zu vermitteln. SPD-Fraktionsvorsitzender Klaus Ness sagte: „Die CDU hat sich in dieser Frage vollkommen isoliert und muss sich fragen lassen, welchen Wert für sie die Freiheit der Kunst hat.“

Landtagsvizepräsidentin Große und Ausstellungskuratorin Brigitte Rieger-Jähner, Direktorin des Museums Junge Kunst Frankfurt (Oder), zeigten sich hingegen mit der Entscheidung zufrieden. „Friedels Bilder waren schon zu DDR-Zeiten ständig abgehängt worden“, sagte Rieger-Jähner. Diese Zeiten seien nun endlich vorbei.

Bei der Abstimmung hat das Präsidium laut Große auch die Bedenken des Zentralrats der Juden berücksichtigt. Es sei geplant, Vertreter des Zentralrates zu einer Diskussion vor Ort einzuladen. Von dem Künstler sind auch Holzskulpturen im Landtag zu sehen.

Die Kulturstaatsministerin der Bundesregierung, Monika Grütters (CDU), hatte Bedenken gegen die Kunstausstellung geäußert. Die Schau in einem Parlamentsgebäude zu zeigen sei außerordentlich problematisch, sagte sie im Inforadio des RBB. „Ich denke nur, dass ein sehr selbstkritischer Künstler wie Herr Friedel, die Verwerfungen, die diese Arbeit auslöst, hätte vorhersehen müssen und können“, sagte Grütters. Das umstrittendste Bild der Schau heißt „Selbst als Helge Schneider als Hitler“.

Große kündigte für Besucher mehr Informationen an. Zum Tag der offenen Tür an diesem Wochenende werde Begleitmaterial  zur Verfügung stehen, sagte sie. Künstler und Kuratorin wollen sich den Fragen der Besucher stellen. Der Landtag wird am 21. Januar offiziell eröffnet. Noch im Januar ist eine Ausstellungs-Vernissage geplant.

Christian Bark, Steffi Prutean

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