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Homepage: Ausstieg statt Aufstieg?

Wissenschaftlerinnen selten an der Spitze

Stand:

Frauen sind aus Universitäten und Forschungseinrichtungen nicht mehr wegzudenken. Sie leisten wichtige Forschungsarbeit, besetzen aber selten Führungspositionen. Obwohl mehr als die Hälfte der Universitätsabsolventen weiblich sind, liegt der Anteil weiblicher Professuren bei nur 17 Prozent. Zudem sinkt ihr Anteil mit der Höhe der Besoldungsgruppe. In außeruniversitären Forschungseinrichtungen sind Frauen noch seltener in Spitzenpositionen anzutreffen.

„An mangelndem guten Willen oder der fehlenden Einsicht in die Notwendigkeit zur Frauenförderung liegt es nicht“, sagt Patricia Graf, Projektleiterin am Lehrstuhl für Innovationsmanagement und Gründung der Universität Potsdam. Im Gegenteil: Im Wettbewerb um die klügsten Köpfte habe sich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sogar zu einem Imagefaktor entwickelt. „Frauen und ihre Karriereentwicklung in naturwissenschaftlichen Forschungsteams“ ist der Titel des Forschungsprojektes, an dem sie mitgearbeitet hat. Die Ergebnisse wurden gestern auf der gleichnamigen Fachtagung in Potsdam vorgestellt und diskutiert.

Unter dem Dach von Potsdam Transfer, dem Gründerzentrum der Uni Potsdam, hat das interdisziplinäre Team unter der wissenschaftlichen Leitung der Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie Doris Fay 25 Forschungsteams befragt. Sie gehören Spitzeninstituten der Fraunhofer-Gesellschaft, der Helmholtz-Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft sowie der Leibniz-Gemeinschaft an. Das Ergebnis: Gleichstellung und wissenschaftliche Exzellenzkriterien geraten häufig miteinander in Konflikt. „Männer werden nach wie vor als fachlich wie methodisch kompetenter und zeitlich als verfügbarer eingeschätzt“, so Graf. Annett Hüttges, inzwischen Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Business School Berlin Potsdam (BSP), spitzt den Status Quo zu: „Männer planen ihren Aufstieg, Frauen ihren Ausstieg“. Karrierefördernde Verhaltensweisen wie berufliche Leistung, ein hohes Arbeitspensum, strategische Karriereplanung, Networking und Mentoring zeigten bei Frauen nicht die gleichen positiven Effekte auf das berufliche Fortkommen wie bei Männern.

„Meist machen nur die Frauen Karriere, die nicht in Elternzeit gehen“, so Graf. Die Anzahl der Publikationen sei für die wissenschaftliche Karriere relevant und mit der Familiengründung oft schwer zu vereinbaren. Eine weitere Schwierigkeit: Vor allem Wissenschaftlerinnen erhalten zeitlich begrenzte Verträge. Die permanente Unsicherheit führe oft zum Ausstieg. Berufliche Entscheidungen seien nie rein persönlich, sondern immer auch strukturell bedingt, so Hüttges. Hier könne die Wissenschaftspolitik gegensteuern. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesforschungsministerium, das mit seinem Professorinnen-Programm in den vergangenen fünf Jahren dazu beigetragen hat, den Frauenanteil in den Spitzenpositionen deutscher Hochschulen zu steigern.

Ziel des Projektes war auch die Erarbeitung von Handlungsstrategien. „Oft hilft es, ganz offen über die eigenen Karriereambitionen zu sprechen“, so Graf. „Teammitglieder können sich dann gegenseitig besser unterstützen.“ Maren Herbst

Maren Herbst

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