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Von Guido Berg: Ausweis-Kontrollen am Fortuna-Portal
Viel Neues bei „Mitte im Dialog“: Stadtschloss wird „gestaucht“, Architekt Kulka sorgt sich um Baukosten
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Innenstadt - Eines dürfte den Hunderten Besuchern der Veranstaltung „Potsdamer Mitte im Dialog“ bewusst geworden sein: Das Landtagsschloss ist ein Sorgenkind, das längst nicht in trockenen Tüchern ist. Da ist der Architekt Peter Kulka, der am Dienstagabend im „Schaufenster“ der Fachhochschule erklärte, er habe „größte Bedenken, dass die Kalkulationen bis aufs Letzte durchdacht sind“. Zur Verdeutlichung sagte Kulka, dass das Berliner Stadtschloss „das doppelte Volumen“ habe und im Vergleich zum Potsdamer Stadtschloss „die vierfachen Kosten“ verursache .
Einige trauten ihren Ohren nicht und dachten an einen Aprilscherz, als der Geschäftsführer der Firma Pro Denkmal, Wolfgang Frey, erklärte, das Landtagsschloss müsse gegenüber dem Knobelsdorffschen Original „gestaucht“ und „gekürzt“ werden. Als Grund gab Frey an, die neu verlegten Verkehrswege störten den Neubau. Der Landesprojektleiter für den neuen Landtag, Wolfgang Bösche, bestätigte den PNN gestern diese Aussage. Mit der Entscheidung zugunsten der Knobelsdorffschen Fassade sei auch die Notwendigkeit entstanden, die Kutschenvorfahrt wiederzuerrichten. Diese sei aber in der Straßenplanung nicht berücksichtigt worden. 2008 habe sich das Finanzministerium gegen eine teure Straßenneuplanung entschieden. Vielmehr solle das Schloss „gestaucht“ werden, um Platz zu machen für die Kutschenauffahrt.
Architekt Kulka sagte in der Dialog-Debatte, wegen der Stauchung habe es Probleme bei der Planung der West- und der Ostseite gegeben. „Das ganze System ist verändert.“ Dennoch warb Kulka um Vertrauen. Der Architekt versprach, es werde möglich sein, viele der vorhandenen Originalteile in die Fassade einzugliedern – „weitgehend ohne Zerstörung“. Kulka: „Ich bin der Anwalt der Knobelsdorffschen Qualität.“
Joachim Kuke von der Bürgerinitiative „Mitteschön“ kommentierte gestern das Bekanntwerden der Schlossstauchung so: Die Stadt habe wohl bei der Verlegung von Straßen, Wegen und Tramtrasse gedacht, „knapp daneben ist auch vorbei“. Die Bürgerinitiative kritisiert seit langem geplante Änderungen am Knobelsdorffschen Fassaden-Original. Doch bislang war stets der Raumbedarf des Landtages dafür verantwortlich gemacht worden.
Die veränderten Maße der Fassade werden auch dazu führen, dass die Ringerkolonnade nicht an die Originalstelle zwischen Schloss und Marstall zurückkehren können, kritisierte der Potsdamer Architekt Bernd Redlich. Durch die Verschiebung der Risalite, der Bauvorsprünge, werde die Kolonnade an einer Stelle des Landtagsschlosses anknüpfen, wo nun Fenster geplant sind. Redlich: „Die Anschlüsse müssen stimmen.“ Dem Architekten zufolge ist die Ringerkolonnade noch zur Hälfte vorhanden. Dazu sagte Kulka am Dienstagabend, die Ringerkolonnade „ist nicht Teil meines Auftrages“. Kulka wörtlich: „Ich bin Subunternehmer. Ich werde für Dinge verantwortlich gemacht, für die ich nicht verantwortlich bin.“
Pro Denkmal-Chef Frey zufolge gehen die planerischen Probleme auf die Öffentliche-Private Partnerschaft (ÖPP) zurück. Die Baufirma BAM baut und betreibt das Gebäude, der Landtag mietet sich für die Dauer von 30 Jahren ein. Durch dieses ÖPP-Verfahren habe das Land bei der Ausschreibung „sehr frühe, sehr konkrete Vorgaben“ machen müssen, um juristisch unanfechtbar zu sein.
Eine ausgedehnte Debatte entstand in der Frage der späteren Nutzung des Innenhofes für öffentliche Veranstaltungen. „Konzerte können stattfinden“, versicherte Kulka. Allerdings liege „die Hoheit darüber beim Landtag“. Fluchtmöglichkeiten seien auch ohne die Wiederkehr der seitlichen Durchfahrten möglich. In diesem Zusammenhang überraschte Bösche mit der Information, dass es „eine Wache“ am Fortuna-Portal geben werde. Ausweiskontrollen für Bürger, die in den Innenhof wollen, seien nicht geplant – „außer bei Plenarsitzungen“.
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