ATLAS: Auszuhalten
Glück gehabt, Kulturbetrieb Potsdam! Thilo Sarrazin darf doch in Potsdam aus seinem Buch lesen.
Stand:
Glück gehabt, Kulturbetrieb Potsdam! Thilo Sarrazin darf doch in Potsdam aus seinem Buch lesen. Man mag das krude Zeug, das er da so neben seinen teils nicht falschen Thesen an Schwachsinnstrieben ranken lässt, ja nicht gut finden. Aber, bitte schön, man muss es aushalten können. Und nur weil ein paar Flitzpiepen, die meinen, sie seien links, und die Gilde der Berufsbetroffenen ein wenig drohen und andere – mit jedem Recht – protestieren wollen, darf man eine Lesung Sarrazins nicht absagen. Gerade dann nicht. Dass ein großer Potsdamer mal freundschaftlichen Briefverkehr mit dem Franzosen Voltaire hatte, von dem der Grundsatz stammt: „Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst“, sei nur erwähnt. So ist es gut, dass das Brandenburgische Literaturbüro und der Nikolaisaal den Leseabend retten. Denn unerträglich wäre der Eindruck, dass die Kultur in der Stadt nur in eine Richtung tolerant ist, dass konservativ mit rechts außen verwechselt wird – selbst bei so schrulligen Vertretern wie Sarrazin. Dem ist der Tabubruch inzwischen schon Manie. Das mag pathologisch sein, pathogen aber ist er nicht. Wer trotzdem Angst hat, kann zu Hause bleiben.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: