Aus dem GERICHTSSAAL: Autodiebe mit Spielzeug- Pistole
Ein Jahr Gefängnis für notorischen Langfinger
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Aus dem GERICHTSSAALEin Jahr Gefängnis für notorischen Langfinger Christine G. (Name geändert) glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als ihr Ford Fiesta in der Nacht des 8. August 2003 mit einem Unbekannten am Steuer an ihr vorbeirauschte. Dabei wähnte sie das Auto sicher unter dem Carport eines Hinterhofs in der Friedrich-Engels-Straße. Die Frau informierte die Polizei. Die stellte wenig später drei junge Leute in der Fritz-Zubeil- Straße. Das alkoholisierte Trio gab ohne Umschweife zu, das Fahrzeug gestohlen und für eine Spritztour genutzt zu haben. Ein 18-jähriger Mittäter wurde bereits vom Jugendrichter verurteilt. Jetzt musste sich Marcel B. (22) wegen Diebstahls im besonders schweren Fall, Trunkenheit im Verkehr sowie Fahrens ohne Fahrerlaubnis vor dem Schöffengericht verantworten. Der Staatsanwalt ging ursprünglich von Diebstahl mit Waffen aus. Dieser Vorwurf ließ sich im Verlauf der Beweisaufnahme allerdings nicht aufrechterhalten. Der Kumpel von Marcel B. hatte im Kaufland eine Spielzeugpistole erworben, die einer echten zum Verwechseln ähnlich sah, das Ding fortan – wozu auch immer – in seinem Rucksack getragen. Am Tatabend soll Marcel B. die Pistole kurzzeitig in seinem Besitz gehabt, sie vor dem „Knacken“ des Ford allerdings ihrem rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben haben. Also sei „nicht mit der für eine Verurteilung nötigen Sicherheit davon auszugehen, dass er die Waffe benutzen wollte, um den Widerstand von Personen damit zu brechen“, führte die Sitzungsvertreterin der Staatsanwaltschaft aus. Trank Marcel B. Alkohol, juckte es ihn in den Fingern. Dann ging er mit Gleichgesinnten auf Diebestour. Objekt seiner Begierde waren meistens Autos, mit denen er ohne Fahrerlaubnis in der Gegend herumkutschte. Mehrfach musste er sich vor Gericht verantworten. Derzeit sitzt der Anstreicher eine zweijährige Freiheitsstrafe ab. Sechs Monate hat er bereits verbüßt. Die hätten gereicht, ihn zum Umdenken zu bewegen, beteuerte der geständige Potsdamer während der Verhandlung. Den Ford Fiesta stahl er allerdings während einer laufenden Bewährung. Die Vertreterin der Anklage glaubte Marcel B. seine Reue nicht, plädierte auf eine 12-monatige Haftstrafe. Rechtsanwalt Hans-Jürgen Kernbach verwies darauf, dass es der Mittäter war, der seinen Mandanten überredete, das Fahrzeug zu entwenden, bereits entsprechendes Werkzeug dabei hatte. Das Schöffengericht folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Raum für Bewährung – so die Vorsitzende – sähe sie in diesem Fall nicht. Gabriele Hohenstein
Gabriele Hohenstein
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