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Aus dem GERICHTSSAAL: Automaten mit Gas in die Luft gejagt Prozessauftakt gegen Einbrecherbande

Das jüngste Bandenmitglied ist 22 Jahre, das älteste 59. Drei Jahre lang sollen die sieben in Potsdam und Berlin lebenden Junggesellen in Autohäuser, Getränkemärkte und Büros eingebrochen sein und Bargeld, Kraftfahrzeuge sowie hochwertige Maschinen gestohlen haben.

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Das jüngste Bandenmitglied ist 22 Jahre, das älteste 59. Drei Jahre lang sollen die sieben in Potsdam und Berlin lebenden Junggesellen in Autohäuser, Getränkemärkte und Büros eingebrochen sein und Bargeld, Kraftfahrzeuge sowie hochwertige Maschinen gestohlen haben. Ihnen wird auch die Sprengung mehrerer Geldautomaten zur Last gelegt. Nicht immer kamen die Männer an den begehrten Inhalt. Außerdem hätten sie diverse Versicherungen betrogen, indem sie bei der Polizei Einbrüche in ihre Autos anzeigten, deren vermeintliche Spuren sie selbst verursacht hätten, heißt es in der Anklage.

Der Gesamtschaden, den die zwischen September 2010 und August 2013 in Berlin, Potsdam und dem Umland aktiven Bande anrichtete, beläuft sich auf gut 400 000 Euro. Die ganze Sache flog auf, weil dem 59-Jährigen die Sache zu heiß wurde. Er wollte aussteigen, wurde von Komplizen daraufhin massiv bedroht. Ein lebensgefährliches Manöver auf der Autobahn, bei dem der Mann in seinem Mercedes bei Tempo 110 von Bandenmitgliedern eingekesselt wurde, endete mit zwei Auffahrunfällen. Er rief die Polizei und sagte umfassend aus.

Der Prozessauftakt gegen die wegen schweren Bandendiebstahls, Herbeiführens von Sprengstoffexplosionen, Brandstiftung, Vortäuschens einer Straftat sowie gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr Angeklagten fand am gestrigen Mittwoch unter verschärften Sicherheitsbestimmungen statt. Zehn Verhandlungstage hat die 4. große Strafkammer des Landgerichts unter Vorsitz von Jens Gerlach anberaumt. Voraussichtlich erst Mitte November wird es ein Urteil geben. Die Angeklagten sitzen in Untersuchungshaft.

Zwei Staatsanwälte teilten sich das Verlesen der umfangreichen Anklageschrift. Unter anderem sollen die „mit wechselnder Tatbeteiligung Handelnden“ am 26. Mai vorigen Jahres durch das Einleiten eines Gasgemischs den Geldautomaten einer Commerzbank-Filiale in Kleinmachnow gesprengt und einen Schaden von über 80 000 Euro verursacht haben. Am selben Tag hätten die Täter den Automaten der Berliner Volksbank-Filiale in Bergholz-Rehbrücke in die Luft gejagt. Die Geldkassette hielt dem Angriff statt, allerdings sollen die Zerstörungen im Gebäudeinneren immens gewesen sein. Die Sprengung des Geldautomaten einer Berliner Sparkasse soll ihnen 184 000 Euro Gewinn beschert haben, die sie anschließend in einer Wohnung Am Schlaatz aufteilten. Von einer Berliner Baustelle ließen die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft eine komplette Schweißanlage mitgehen. Sie sollte zur Sprengung weiterer Automaten verwendet werden.

Ziel der Bande war auch das Projekt „Junge Wilde“ der Arbeiterwohlfahrt im Lerchensteig. Hier sollen die Einbrecher durch ein Fenster in ein Bürogebäude eingedrungen sein, einen Tresor mit rund 3 300 Euro und den Originalschlüssel eines Renault Twingo entwendet haben. Nach dem dazugehörigen Kleinwagen brauchten sie nicht lange zu suchen. Aus einem Geschäft des Stern-Centers sollen die Bandenmitglieder am 28. Mai 2012 Bargeld, aus einer Tiefgarage des Teltower Schuhcenters einen VW Passat sowie vom Verkehrshof in Potsdam einen Golf gestohlen haben. In einem Berliner Getränkegroßmarkt setzten sie laut Anklage die Alarmanlage mit Bauschaum außer Betrieb, erbeuteten einen Stahlblechschrank mit 9 000 Euro.

Die Taten seien stets von Komplizen abgesichert worden. Fluchtfahrzeuge hätten bereitgestanden, um die schweren Tresore zu transportieren. Um Spuren zu verwischen, sollen die Autos anschließend abgefackelt worden sein.

Bislang äußerten sich die Angeklagten nicht. Der Prozess wird am 9. September fortgesetzt. Hoga

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