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Landeshauptstadt: Autoräuber lieferten sich Verfolgungsjagd mit der Polizei

Jugendschöffengericht verurteilte mehrfach Vorbestraften zu zweieinhalb Jahren Haft / Mittäter erhielt Bewährung

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Jugendschöffengericht verurteilte mehrfach Vorbestraften zu zweieinhalb Jahren Haft / Mittäter erhielt Bewährung AUS DEM GERICHTSSAAL Von Gabriele Hohenstein Die Anklage klingt wie das Drehbuch für einen Krimi: Zwei junge Männer – in der Gier nach einem Auto – versuchen, in der Nacht des 20. Oktober 2003 zuerst Am Stern einen Mazda zu knacken, schließen wenig später einen Opel Kadett kurz, fahren damit in die Innenstadt, um ein schnelleres Auto zu rauben. In der Kunersdorfer Straße treffen sie auf einen Rentner, der seinen Golf aus der Garage holt, um in den Urlaub zu fahren. Einer der beiden maskiert sich, tritt mit erhobener Waffe auf den zu Tode Erschrockenen zu, fordert den Zündschlüssel seines Wagens, den der 73-Jährige verzweifelt verteidigt. Es kommt zum Gerangel, der Senior stürzt, die Räuber flüchten kopflos in dem zuvor gestohlenen Kadett in Richtung Babelsberg. In Griebnitzsee krachen sie mit dem Fahrzeug in einen Grundstückszaun, laufen danach stundenlang zu Fuß durch die Gegend – im Kopf immer noch den Plan, eine Nobelkarosse zu entwenden. Zur Mittagszeit des folgenden Tages entdecken sie in der Domstraße einen BMW, dessen 68-jähriger Fahrer mit seinem sechsjährigen Sohn Altpapier in einem Container entsorgt. Ein verständigender Blick, die Gelegenheit scheint günstig. Einer der Gauner zückt eine Straßenkarte, fragt den Mann trickreich nach dem Weg. Der andere schaut, ob der Zündschlüssel steckt, sprüht dem inzwischen aufmerksam gewordenen Besitzer Reizgas in die Augen und startet den BMW. Der Kumpan schwingt er sich auf den Beifahrersitz. Mit überhöhter Geschwindigkeit rasen sie eineinhalb Stunden durch Potsdam, bis es der Polizei gelingt, sie an der Glienicker Brücke zu stoppen. Er habe seine Freundin in Nordrhein-Westfalen besuchen wollen, jedoch kein Auto besessen, berichtet Robert W. (19) vor dem Jugendschöffengericht. Mit seinem Kumpel Jan P. (21) sei er dann auf die Idee gekommen, sich ein Fahrzeug zu besorgen. Allerdings hätten sie nie ernsthaft vorgehabt, ihren Opfern körperliche Gewalt anzutun. Der Einsatz des Pfeffersprays durch Jan sei für ihn überraschend erfolgt. Robert W. – er sitzt seit dem Raubzug in Untersuchungshaft – gibt sich geläutert. „Im Gefängnis ist es gar nicht schön. Ich hatte jede Menge Zeit, darüber nachzudenken, was ich für Mist gebaut habe“, so der bereits dreifach wegen gemeinschaftlichen besonders schweren Diebstahls in zahllosen Fällen, Unterschlagung sowie Fahrens ohne Erlaubnis Vorbelastete. Auch Einzelgänger Jan P. – bislang nicht vorbestraft – verbrachte zwei Wochen in der JVA. Der Haftbefehl wurde jedoch gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt. Bei den erschreckten Rentnern, die noch heute unter den Überfallfolgen leiden, hat er sich entschuldigt. Sein Mittäter Robert W. holt das während der Hauptverhandlung nach. Die Staatsanwältin findet harte Worte für das Tun des Duos, das in jener Nacht eine erschreckende kriminelle Energie an den Tag legte. „Sie können von Glück reden, dass wir bei Ihnen noch Jugendstrafrecht anwenden.“ Das Gericht verurteilt Robert W. wegen gemeinschaftlichen versuchten sowie vollendeten besonders schweren Diebstahls, versuchten gemeinschaftlichen schweren sowie vollendeten schweren Raubes und Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu zweieinhalb Jahren Jugendstrafe. Jan P. – ihm wird außer den Eigentumsstraftaten gefährliche Körperverletzung angelastet – erhält eine Jugendstrafe von 18 Monaten auf Bewährung.

Gabriele Hohenstein

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