Landeshauptstadt: Babelsberg-Aktie fällt
Filmschmiede sucht neuen Wertpapierhändler
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Babelsberg - Um gut 25 Prozent hat die Aktie der Studio Babelsberg AG seit Anfang des Jahres an Wert verloren. Sie ist von 1,16 Euro auf 84 Cent je Wertpapier am Montagnachmittag abgerutscht. Ab 15. Dezember aber können sich die gut drei Millionen Kleinaktionäre der Filmschmiede den Blick an die Frankfurter Börse ohnehin sparen. Statt in der deutschen Finanzmetropole wird das Wertpapier der Vorzeigestudios in der Hauptstadtregion dann von einem börsenunabhängigen Aktienhändler am Markt betreut. Hintergrund ist eine Umstrukturierung an der Frankfurter Börse. Für die Studios, die seit geraumer Zeit auf eine neue internationale Produktion warten, kommen die Umbaupläne ungelegen.
Bislang wurden die insgesamt mehr als 16 Millionen Aktien der Babelsberger Produktionsstätte im sogenannten First Quotation Board, einem kaum regulierten Teil des Freiverkehrs der Börse, gehandelt. Mehrfach hatten kriminelle Aktiengeschäfte im First Quotation Board für Aufsehen gesorgt. Anfang des Jahres teilte Frankfurt als Konsequenz aus den Vorfällen mit, dieses Teilsegment zu schließen. Von der Schließung betroffene Unternehmen steht nun theoretisch ein Wechsel in höher regulierten Segmente offen.
Aus Kostengründen habe man auf einen entsprechenden Antrag auf Aufnahme verzichtet, bestätigte der Finanzvorstand der Studios, Marius Schwarz, am Montag den PNN. Ein neuer Wertpapierprospekt hätte erstellt werden müssen, zudem wäre mit der Aufnahme in ein stärker reguliertes Segment auch eine Halbjahresberichterstattung verpflichtend gewesen. Die zusätzlichen Kosten und der Aufwand für die daraus erwachsenden Folgepflichten würden einen solchen Antrag nicht rechtfertigen, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung des Unternehmens.
Zusätzliche Ausgaben möchte man derzeit in Babelsberg möglichst vermeiden. Lange Zeit galten die Studios als Musterknabe der regionalen Filmwirtschaft. Große Produktionen wie „Inglourious Basterds“, „Der Vorleser“ oder „Der Pianist“ brachten sowohl Geld als auch Renommée. Doch seit dem jüngsten Großprojekt „Cloud Atlas“ wartet man an der August-Bebel-Straße händeringend auf eine neue internationale Produktion. Zumindest konnten die Studios die Dreharbeiten für die französische Produktion von „Die Schöne und das Biest“ mit Gérard Depardieu nach Potsdam holen. Noch im vergangenen Jahr hat Studio Babelsberg schwarze Zahlen geschrieben, sagte Finanzvorstand Schwarz. Für 2012 sei er skeptisch. „Das wird sicherlich nicht gelingen.“
Verunsichert und enttäuscht sind vermutlich auch viele Aktionäre. 2011 und 2010 wurde keine Dividende ausgeschüttet. Dabei würden gerade Aktien von Unternehmen mit kleinerem Börsenwert wegen der Ausschüttung und weniger als Wertanlage gehalten, räumte Schwarz ein. Die Folgen der Umstrukturierung in Frankfurt könnte zudem weitere Aktionäre verschrecken. Denn für sie ändert sich mit dem Wechsel zu einem börsenunabhängigen Händler einiges – vor allem zum Schlechten. „Transaktionen werden komplizierter und teurer“, sagt der Finanzvorstand.
Zumindest bis Mitte Dezember ändert sich nichts. Auf der Hauptversammlung am 28. August will der Vorstand die Aktionäre ausführlich informieren. Ein entsprechendes Wertpapierhandelshaus sei noch nicht gefunden, erklärte Schwarz. Die Aktionäre würden aber rechtzeitig erfahren, wo sie sich künftig über den Wert ihrer Aktien informieren können, versicherte der Finanzvorstand des Filmstudios. Matthias Matern
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