Landeshauptstadt: Babelsberger Stuntman ertrank bei Dreharbeiten
39-Jähriger raste für Filmszene mit Auto in den Teltowkanal – Wagen überschlug sich ungeplant / Landesamt: Überrollbügel fehlte
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Berlin/Babelsberg - Ein Stuntman der Babelsberger Stuntcrew „Action Unlimited“ ist am Mittwochabend bei Dreharbeiten für einen ZDF-Film ums Leben gekommen. Das teilten gestern der Sender und die Polizei mit. Der 39-jährige Michael G. war für eine Filmszene am Stichkanal des Teltowkanals in Berlin-Zehlendorf mit einem Auto ins Wasser gerast. Er konnte den Wagen nicht verlassen und ertrank.
Zu den Umständen ermittelt das Berliner Landesamt für Arbeits-, Gesundheitsschutz und Technische Sicherheit. Dort wird vermutet, dass der Verunglückte vielleicht noch leben könnte, wenn sein Auto einen Überrollbügel gehabt hätte. Laut der Behörde hatte der Stuntman eine Kopfverletzung erlitten, weil sich das Auto überschlagen und mit Kühlergrill und Dach zuerst auf die Wasseroberfläche aufgeprallt sei. Der Stuntman sei bewusstlos geworden und habe deshalb weder Atemgerät noch Nothammer benutzen können. Nach Angaben der Behörde wird geprüft, ob die Bestimmungen, die Schaustellern Überrollbügel vorschreiben, auch für Stuntmen zutreffen.
Das Unglück geschah nach Polizeiangaben gegen 20.30 Uhr. Das Drehbuch für den ZDF-Film mit dem Arbeitstitel „Ein Unglück namens Emma“ sah vor, dass der Stuntman als Double des Hauptdarstellers Armin Rohde mit dem Auto „mit überhöhter Geschwindigkeit über eine Schanze und die Böschung in den Kanal rast“, sagte ZDF-Sprecher Walter Kehr. Dies sei ein „Routinejob für Stuntleute“. Alle Sicherheitsvorkehrungen seien getroffen gewesen. „Rettungstaucher, Wasserschutzpolizei und Rettungswagen waren vor Ort“, so Kehr. Nachdem der Stuntman nicht in der vorgesehen Zeit wieder auftauchte, hätten die Taucher sofort nach ihm gesucht. Sie konnten Michael G. aber nicht retten. Nach etwa 20 Minuten hätten die Taucher das Auto und mit ihm auch den toten Stuntman vom Kanalgrund geborgen, so eine Sprecherin der Berliner Polizei. Reanimationsversuche blieben erfolglos.
Bei der Babelsberger Stuntcrew und dem Filmteam um die Hauptdarsteller Anja Kling und Armin Rohde herrschten gestern Trauer und Bestürzung. Die Dreharbeiten wurden unterbrochen. Wann sie wieder aufgenommen werden, sei unklar, so der ZDF-Sprecher. Das gesamte Filmteam sei zum Zeitpunkt des Unglücks am Set gewesen. Es habe ärztliche Betreuung gegeben. Die Stuntleute in Babelsberg standen „unter Schock“. Einen tödlichen Unfall habe es noch nie gegeben, sagte ein Sprecher von „Action Unlimited“. Die Firma ist vor rund zehn Jahre von Armin Sauer und Christoph Genesis gegründet worden und machte sich mit der Stuntshow des Filmparks Babelsberg einen Namen. Auch Michael G. war dort einige Male aufgetreten. Die Show wurde auch gestern den Besuchern präsentiert. „Wir haben freigestellt, ob gespielt wird, aber die Crew wollte“, sagte Filmpark-Chef Friedhelm Schatz. Heute werde es vor der Show eine Gedenkminute geben. Schatz betonte ebenso wie das ZDF, dass es sich bei den Stuntleuten von „Action Unlimited“ um „absolute Profis“ handele. Die Firma sei „renommiert und anerkannt“.
Der verunglückte Michael G. aus Berlin-Reinickendorf, Vater eines fünfjährigen Sohns, arbeitete seit rund acht Jahren für „Action Unlimited“. Er sei auf Auto- und Motorradstunts spezialisiert und „absolut routiniert“ gewesen, so ein Kollege. Der 39-Jährige absolvierte zuletzt auch für Hollywood-Filme wie „V wie Vendetta“ und „Die Bourne Verschwörung“ gefährliche Szenen. Das ZDF, die Filmcrew und der Filmpark kündigten an, die Familie des Stuntman zu unterstützen. Ihr gelte Trauer und Mitgefühl.
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