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Von Juliane Wedemeyer: Baby-Boom hält an
2008 wurden im Bergmann-Klinikum mehr Kinder geboren als 2007, im St. Josefs-Krankenhaus weniger
Stand:
Potsdamer bekommen wieder mehr Babys. Zumindest die Patientinnen im Klinikum Ernst von Bergmann. Dort erblickten in diesem Jahr bislang 1415 Kinder das Licht der Welt, rund 100 mehr als im vergangenen Jahr, sagte Klinikum-Sprecherin Damaris Hunsmann auf Anfrage. 2007 waren es im gleichen Zeitraum nur 1320 Kinder. Im St. Josefs-Krankenhaus dagegen ist die Zahl der Geburten 2008 zurückgegangen, sagte Krankenhaus-Chefin Adelheid Lanz. 406 Babys wurden laut Lanz dort in diesem Jahr bislang geboren. Statistisch gesehen brachten die St. Josefs-Patientinnen 2008 nur rund 37 Kinder pro Monat zur Welt, 2007 waren es noch 40.
Der Rückgang könnte auch damit zusammenhängen, dass das katholische Krankenhaus keine eigenen fest angestellten Hebammen mehr hat: Seit Sommer 2007 betreuen auf der Geburtshilfestation an der Allee nach Sanssouci nur noch zehn – für das Krankenhaus kostengünstigere – freiberufliche Beleghebammen die Gebärenden. Früher arbeiteten dort 13 fest angestellte Hebammen. Das neue System müsse man erst einmal in die Öffentlichkeit tragen, sagte Lanz. Vielleicht sei es noch nicht so akzeptiert. Dabei hatte es 2007 noch geheißen: Ziel der Umstellung in der Geburtshilfe-Abteilung sei es, die Zahl der Geburten zu erhöhen. Die sogenannten Beleghebammen, die Frauen bereits während der Schwangerschaft betreuen, würden diese nun öfter zur Entbindung ins St. Josefs „mitbringen“ – es gebe „eine größere Bindung der Schwangeren an das Haus“. Noch hat sich das aber nicht auf die Geburtenzahlen ausgewirkt. Spätestens, wenn die Klinik für Frauenheilkunde in den Neubau des St. Josefs-Krankenhauses zieht, werden dort auch mehr Frauen gebären wollen, hofft Adelheid Lanz. Voraussichtlich in zwei Jahren könnten die Bauarbeiten daran beginnen. Die Geburtshilfe-Abteilung des Bergmann-Klinikums befindet sich bereits seit diesem Jahr in einem Neubau. Die vier neuen Kreißsäle liegen direkt neben dem Operationsraum für Kaiserschnitte und der Kinder-Intensiv-Station.
Anders als im St. Josefs-Krankenhaus sind laut Bergmann-Sprecherin Damaris Hunsmann 17 der 22 Hebammen im städtischen Klinikum an der Charlottenstraße noch angestellt. Pro Tag würden sie im Durchschnitt insgesamt vier bis fünf Patientinnen entbinden. An manchen Tagen gäbe es aber auch mehr Geburten, erklärte der leitende Oberarzt Bernd Köhler. Geburten könne man schließlich nicht wirklich planen.
Zu Engpässen – wie in den vergangenen Wochen in Berliner Kliniken – käme es dadurch aber nicht. Zum einen müssten die Frauen nicht alle Geburtsphasen im Kreißsaal verbringen. Zum anderen könnten die Mediziner den genauen Zeitpunkt der Niederkunft teilweise auch steuern – mit wehenhemmenden oder eben weheneinleitenden Mitteln. Außerdem wären immer zwei Hebammen und drei Frauenärzte gleichzeitig auf Station, sagte Köhler. Noch in den 80er Jahren, als jedes Jahr mehr als 3000 Kinder in Potsdam geboren wurden, hätten die Geburtshelfer im Bergmann-Klinikum an manchen Tage bis zu acht Frauen gleichzeitig entbunden. Die Frauen hätten damals in sogenannten Geburtsbetten geboren, jede in einem eigenen Zimmer.
Auch im St. Josefs-Krankenhaus genügten die beiden Kreißsäle in der Regel, sagte Geschäftsführerin Adelheid Lanz. Falls doch einmal drei Frauen gleichzeitig gebären, stände einer von ihnen noch das Vorwehenzimmer zur Verfügung. Es sei immer mindestens einer der acht Gynäkologen und eine Hebamme anwesend, eine zweite sei stets in Rufbereitschaft. So gelänge es dem St. Josefs-Krankenhaus seit 16 Monaten alle werdenden Mütter eins zu eins zu betreuen, sagte Lanz.
Juliane Wedemeyer
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