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Sport: Bäckt Turbine kleinere Brötchen?

Verlauf des Europacup-Turniers weckt Befürchtungen / PNN-Interview mit Bernd Schröder

Stand:

Nach dem mageren 1:0 über Rapide Wezemaal konnte der 1. FFC Turbine Potsdam in der UEFA-Cup-Vorrunde im niederländischen Zeist auch beim 2:2 gegen SV Saestum nicht überzeugen. Wie sieht Trainer Bernd Schröder die Chancen, dennoch das Viertelfinale zu erreichen und Turbine aus dem Leistungstal herauszuführen?

Die erhoffte spielerische Steigerung Turbines ist gegen den holländischen Titelträger ausgeblieben, Herr Schröder ...

Eine gewisse, auch kämpferische Steigerung habe ich durchaus gesehen. Dennoch, meine Elf, die in der Saisonvorbereitung kein Spiel in Stammformation austragen konnte, hat ihren Rhythmus noch nicht gefunden. Trotz Feldüberlegenheit führten individuelle Fehler zu dem enttäuschenden Ergebnis.

Daran soll die Schiedsrichterin nicht ganz unbeteiligt gewesen sein ...

Sie hat in der 70. Minute ein reguläres Tor von Ariane Hingst erst anerkannt, dann wieder aberkannt, weil ihr die Assistentin von der Linie ein Signal gegeben habe, was die aber bestritt. Dann folgte ein fünfminütiges Durcheinander, und schließlich entschied sie auf Elfmeter. Abgesehen davon, dass er verschossen wurde, durch diesen Zwischenfall kam unser Team aus dem Rhythmus. Generell scheinen mir hier einige Schiedsrichterinnen überfordert zu sein.

Nach dem 2:2 gegen Saestum müssen Sie nun um den Einzug ins Viertelfinale bangen ...

Ja, aber dennoch stehen die Chancen für uns günstig. Wir rechnen im letzten Vorrundenspiel am Sonntag mit einem Sieg über das bisher punktlose Sparta Prag. Natürlich ist dafür höchste Konzentration vonnöten, denn die technisch guten Tschechinnen können unbeschwert aufspielen. Nach wie vor können wir den Gruppensieg erreichen. Aber auch als Zweiter stünden wir ja im Viertelfinale.

Die letzten drei Ergebnisse lassen bei den Anhängern die Befürchtung wachsen, dass die Glanzzeiten von Turbine zu Ende gehen.

Nach mehreren Abgängen namhafter Spielerinnen und dem Einbau junger Kräfte können wir derzeit nicht mit jenem offensiven Kombinationsfußball brillieren, durch den die Elf bekannt geworden ist. Darauf müssen sich nicht nur die Fans einstellen, sondern ebenso unsere gestandenen Nationalspielerinnen wie Ariane Hingst oder Navina Omilade, die nach vielen Auswahleinsätzen derzeit nicht in Bestform sind. Die neue Situation ist für sie ungewohnt, und sie erfüllen die Erwartungen, die man gerade dann an Führungsspielerinnen stellt, nicht in jedem Fall.

Der Weggang von Petra Wimbersky, Karolin Thomas, Cristiane u.a. hat Spekulationen ausgelöst, wonach die „Chemie“ in der Mannschaft nicht mehr stimmt.

Wechsel sind normal und die Gründe dafür vielschichtig. Anja Mittag möchte in Schweden eine zeitlang andere Luft schnuppern, Cristiane sah wenig Aussicht auf einen Stammplatz, Petra Wimbersky kam aus ihrer Sicht mit dem Trainer nicht mehr klar. Das akzeptiere ich, allerdings nicht die Art, wie unser Erzrivale 1. FFC Frankfurt Wimbersky angeworben hat, ohne uns vorher zu informieren. Das hat mit Fairplay nichts zu tun.

Muss Turbine künftig kleinere Brötchen backen?

Diese Gefahr besteht. Nur ein paar Niederlagen, und man hat sich im Dezember aus dem Europapokal, dem DFB-Pokal und von denTitelambitionen in der Bundesliga verabschiedet. In der Mannschaft steckt jedoch ein großes Potenzial, das es zu entwickeln gilt. Die guten Leistungen gerade der Jüngsten wie Josephine Schlanke oder Stefanie Draws bestärken mich in meinem Optimismus, dass Turbine weiterhin den Frauenfußball in Deutschland mitbestimmen wird.

Das Gespräch führte E. Hohenstein

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