Landeshauptstadt: baden geht Wo künftig Potsdam
Die Erleichterung war den Anwesenden ins Gesicht geschrieben. Jetzt, fast 20 Jahre nach den ersten Planungen für ein Spaßbad in Drewitz, nach schier endlosen Debatten und einer Odyssee durch die Stadt auf der Suche nach dem besten Standort, wird Potsdams neues Schwimmbad gebaut – und zwar dort, wo auch das alte steht: am Brauhausberg.
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Die Erleichterung war den Anwesenden ins Gesicht geschrieben. Jetzt, fast 20 Jahre nach den ersten Planungen für ein Spaßbad in Drewitz, nach schier endlosen Debatten und einer Odyssee durch die Stadt auf der Suche nach dem besten Standort, wird Potsdams neues Schwimmbad gebaut – und zwar dort, wo auch das alte steht: am Brauhausberg. So hatten es die Einwohner der Stadt vor zweieinhalb Jahren entschieden, zwei Drittel der 70 000 Teilnehmer einer Bürgerbefragung wollten ein Bad in der Mitte der Stadt und nicht, wie seinerzeit vom Rathaus favorisiert, im Bornstedter Feld.
Nur in den „allerseltensten Fällen“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), gebe es in Potsdam ein Bauprojekt „mit einer so breiten Legitimation“. Am gestrigen Freitag wurde mit rund 70 geladenen Gästen der offizielle Baustart gefeiert – mit einem symbolischen ersten Spatenstich. Im Mai 2015 soll der Grundstein gelegt werden, die Eröffnung des Bades ist für Oktober 2016 geplant. Der Entwurf des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner (GMP) sei der herausragenden städtebaulichen Lage angemessen, sagte Jakobs. Auch der Bauherr, Stadtwerkechef Wilfried Böhme, lobte den GMP-Entwurf als „würdigen Bau“. Im Herzen der Stadt werde nicht „der berüchtigte Schuhkarton“, sondern „etwas Vernünftiges“ gebaut, so Böhme. GMP-Vertreter Hubert Nienhoff schwärmte gar von einem „Stück Gemeinwohl“, das am Brauhausberg entstehe.
Das neue Schwimmbad wird deutlich größer sein als die alte DDR-Schwimmhalle und auch wesentlich mehr zu bieten haben. Das zeigt sich bereits im Foyer. Die Besucher betreten es über eine großzügig verglaste zweigeschossige Eingangshalle, von der aus sämtliche Bereiche der neuen Badewelt erschlossen werden. Herzstück des Sportbereichs im Erdgeschoss ist das Schwimmbecken mit zehn Bahnen à 50 Meter samt Ein- und Dreimetersprungbrett. Es soll internationalen Standards genügen und damit optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen sowohl für Profi-Schwimmer als auch für die Wasserballer des OSC Potsdam bieten. Neben dem Sport- ist ein Lehrschwimmbecken mit Hubboden geplant, der die variable Einstellung der Beckentiefe je nach Nutzung ermöglicht. Die danebenliegende Tribüne mit 400 Plätzen soll auch ohne Betreten des Schwimmbereichs zu erreichen sein.
Ebenfalls im Erdgeschoss, aber durch Drehkreuze und Glaswände vom Sportbecken getrennt, soll das vor allem für Familien konzipierte Freizeitbad untergebracht werden – unter anderem mit Kleinkinderbecken nebst Minirutsche, diversen Spielgeräten und einem Becken mit einem Strömungskanal und Sprudelliegen. Gleich daneben sollen die Wellenrutsche sowie der Aufgang zur Röhrenrutsche eingerichtet werden, die vom Dach etwa 80 Meter in die Tiefe führen und voraussichtlich mit Reifen befahren werden kann. „Neuer, fetziger und besser“ als die Rutschen in Bädern der Umgebung soll sie sein – dies hatte Ute Sello, Chefin der Stadtwerke-Tochter Bäderlandschaft Potsdam GmbH, vor wenigen Monaten angekündigt und damit eine Kampfansage nach Werder gerichtet, wo derzeit bekanntlich ebenfalls ein Freizeitbad, die Blütentherme, errichtet wird.
Im ersten Stockwerk des Gebäudes soll es einen Selbstbedienungs-Imbiss geben. Daneben entstehen die Umkleidekabinen für den Saunabereich, die Schwimmbad-Umkleiden liegen im Erdgeschoss. Im zweiten Obergeschoss – unter dem Dach – finden Erholungssuchende eine Wellnessoase mit Innen- und Außenbereich. Geplant sind mehrere Saunen, ein Dampfbad, ein türkischer Hamam, ein Whirlpool, Ruhe- und Massageräume sowie ein kleineres Schwimmbecken. Von der Terrasse, einzelnen Saunen sowie vom Ruheraum aus haben die Besucher eine gute Aussicht auf die Stadt und die Havel. Die Saunalandschaft soll zudem mittelfristig innen und außen sogar erweitert werden. Eine Tiefgarage und Außenparkplätze für 150 Fahrzeuge werden geschaffen, außerdem entstehen 400 Fahrradstellplätze. Vom Grundriss her ist das neue Bad quadratisch. 70 mal 70 Meter ist das Gebäude groß. Rund 40 000 Kubikmeter Erde müssten für den Bau bewegt werden, sagte Knut Nell, der bei GMP für das Projekt verantwortlich ist. Rund 2500 Tonnen Bewehrungsstahl würden zum Einsatz kommen. Der eigentliche Hochbau beginne im März 2015, erklärte Nell den PNN. Der Rohbau soll im Herbst stehen, im November 2015 ist das Richtfest geplant. Bereits im September beginnen die ersten Fassadenarbeiten und der Innenausbau.
Wenn das Bad Ende 2016 eröffnet wird, soll das Schwimmen dort nicht teurer sein als jetzt. Eine Zwei-Stunden-Karte kostet derzeit 3,50 Euro. Wie viel man für den Wellness- und Familienbadbereich bezahlen muss, ist allerdings noch offen. Für die Stadt bedeutet das neue Bad auch höhere Kosten: Auf 3,5 Millionen Euro wird der jährliche Betriebskostenzuschuss für alle vier Stadtwerke-Bäder steigen. Derzeit überweist das Rathaus knapp 1,9 Millionen Euro.
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