Landeshauptstadt: Baden in Natürlichkeit
An der Hochschule Anhalt in Dessau haben Studenten Freizeitbäder für Potsdam entworfen
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Welle oder ausgewaschener Stein und kein kuppelgewölbtes Utopia – geht es nach den Studenten Sun Teng und Sebastian Schulze, erlebt das Projekt Freizeitbad am Brauhausberg eine Wiederbelebung in natürlichsten Formen.
Der Potsdamer Constantin Weber, Bildhauer und Professor für Architektur an der Hochschule Anhalt in Dessau, war von Anfang an fasziniert von den Planungen für ein Freizeitbad auf dem Brauhausberg. Dass die Stadt gleich den brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer mit dem, letztendlich gescheiterten Entwurf beauftragte, mag nicht jedem nachvollziehbar erscheinen, sagt Weber. Doch er hat Verständnis für einen aufregenden Entwurf, der vor allem auch Touristen in die Stadt gelockt hätte.
Weber nahm das „Projekt Freizeitbad“ mit an die Hochschule in Dessau, um Studenten eigene Entwürfe entwickeln zu lassen. Zwei davon hatte er zusammen mit den Studenten Sun Teng und Sebastian Schulze im Mai den Stadtwerken in Potsdam vorgestellt.
„Die 30 Millionen Euro Kostenobergrenze war für uns nebensächlich. Wir wollten keine Machbarkeitsstudie vorlegen, sondern gestalterische Möglichkeiten eröffnen“, sagt Weber. Entstehen sollte ein „selbstbewusstes Baudenkmal“, in dem eine „sinnliche Auseinandersetzung mit dem Wasser“ erlebbar wird. Mit acht Studenten hatte er im vergangenen Herbst das Projekt begonnen. Zusammen waren sie nach Potsdam gefahren, um sich vor Ort über die architektonische Vielfalt und die Begebenheiten am Brauhausberg zu informieren. Vier Studenten stellten nach drei Monaten ihre Freizeitbäder vor. Die Entwürfe von Teng und Schulze waren am überzeugendsten, so dass sie präsentiert werden konnten.
Sun Teng hat sich in seinem Entwurf für eine Sanierung der alten Halle und einen Neubau entschieden. In der alten Halle sollen Sportwettkämpfe stattfinden, in dem Neubau das Freizeitbad untergebracht werden. Sun Teng hat sich bei seinem Neubau von einem ausgespülten Steine inspirieren lassen, hat das würfelartige Gebäude in dem Bereich wo Becken und Rutschen untergebracht werden wie „zerschnitten und ausgespült“ entworfen. Glas soll diese Bereiche nach außen hin abschließen.
Sebastian Schulze plädiert in seinem Entwurf für einen Abriss der alten Schwimmhalle und den Neubau eines kombinierten Sport- und Freizeitbades. Wie eine Welle rollt seine Halle den Brauhausberg hinab. Verschiedene Bereiche sind wie eingeschnitten und gestuft. „Im Grunde findet in diesem Gebäude ein Spiel der Wellen statt. Ein Teil drängt nach vorn, ein andere scheint wieder zurück zu fallen“, erklärt Weber. Sein Student Schulz hat das Motiv der zerschnittenen Welle auch auf die Umgebung seines Entwurfes weitergeführt und auf die Rasenflächen vor und hinter dem Schwimmbad übertragen. Maßgabe für die Entwürfe war, die Umgebung am Brauhausberg entweder in der Form des Freizeitbades aufzunehmen oder dieses in die Landschaft einzupassen. Denn mit den Modellen sollte der Platz am Brauhausberg wieder eine Funktion im Städtebild bekommen, die er, laut Weber, jetzt nicht hat. „Fährt man auf der Leipziger Chaussee Richtung Hauptbahnhof ist die Enge durch den Persiusspeicher wie ein großes Stadttor“, sagt Weber. Am Brauhausberg zerfalle das Bild, sei keine Funktion zu erkennen.
Dass die Entwürfe seiner Studenten bei den weiteren Planungen berücksichtigt werden, glaubt Weber nicht . Bei der Präsentation in den Stadtwerken ging es vor allem darum, Denkanstöße zu geben für das, was in Zukunft am Brauhausberg, einem Teil des „Herzens der Stadt“, geplant und dann gebaut oder saniert werden soll.
Dirk Becker
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