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Alles friedlich. Doch der Schein trügt – am Ende der Badwerkstatt standen Frust und Ratlosigkeit statt der erhofften Einigung. Eine 15-köpfige Arbeitsgruppe soll nun hinter den Kulissen die Zahl der Badvarianten ausdünnen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Badwerkstatt wird zur unendlichen Geschichte

Keine Einigung, dafür chaotische Zustände am Samstag / Arbeitsgruppe soll binnen 14 Tagen die Schwimmbad-Varianten eindampfen

Stand:

Unter chaotischen Umständen endete am Samstagabend das Werkstattverfahren zur „Badversorgung in Potsdam“. Der Werkstattleitung vom Schweizer Malik-Management gelang es nicht, mit den etwa 60 Anwesenden eine Bewertung der Standort- und Bauvarianten zur „Badversorgung“ vorzunehmen. Im Beisein der gesamten Stadtspitze mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und seinen vier Beigeordneten glitt die Diskussion den Moderatorinnen Andrea Heubel und Gabriele Harrer aus der Hand. Inhaltlich ging nichts mehr voran. Am Ende gab es Unmut und Zwischenrufe wie: „Das ist doch scheiße, was Sie hier machen.“

Jakobs sah sich eine Stunde vor Schluss gezwungen, eine Viertelstunde Auszeit zu fordern. Nach dieser teilte Heubel mit: „Wir werden mit einer kleineren Gruppe ohne Öffentlichkeit und Presse die Probleme ausdiskutieren.“ Auf Vorschlag von Fachhochschul-Architekturprofessor Ludger Brands benannte jede der zehn Werkstatt-Arbeitsgruppen einen Vertreter. Zum Schluss kamen 15 Teilnehmer plus Stellvertreter zusammen. Die sollen nun binnen 14 Tagen den Wust der bislang neun Bad-Varianten eindämmen. Am 25. Januar ist dann die Fortsetzung des öffentlichen Werkstatt-Verfahrens geplant. Zuvor will Jakobs die Ergebnisse der Arbeitsgruppensitzung bekannt geben. Eigentlich hatte das Werkstattverfahren am Samstag enden sollen. Der Rathauschef bedauerte, „dass wir nicht fertig geworden sind“. Dies bringe „unseren Zeitplan möglicherweise etwas durcheinander“. Bislang ist vorgesehen, dass die 131 000 wahlberechtigten Potsdamer im März zum Badstandort befragt werden.

Die Werkstatt hatte am Vormittag mit der Auflistung denkbarer Bad-Varianten begonnen. Autoren waren der Beratende Ingenieur Christian Schirrholz, Uwe Preißler von der Stadtverwaltung, Ute Sello von der Bäderlandschaft GmbH und der Ingenieur und Stadtverordnete Ralf Jäkel. Schirrholz beschrieb vier Varianten am Brauhausberg einschließlich eines Neubaus, Preißler und Sello favorisierten einen Neubau im Bornstedter Feld mit allen Sport- , Freizeit- und Wellnessmöglichkeiten und Jäkel forderte den Erhalt der Schwimmhalle am Brauhausberg plus einem Ergänzungsbau für Schülerschwimmen und Erlebnis. Die reinen Baukosten bewegen sich bei allen Varianten zwischen 21 und 25 Millionen Euro. Knackpunkt ist der jährliche Zuschuss. Laut Sello gibt die Stadtkasse derzeit 1,5 Millionen Euro jährlich dazu. Der Neubau im Bornstedter Feld würde zusätzlich 952 000 Euro erfordern – die billigste aller Möglichkeiten.

Ein langes Hin und Her gab es um einen möglichen Umbau oder Abriss und Neubau der Biosphäre im Bornstedter Feld. Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) schlug vor, sich von der Biosphäre zu verabschieden. Der Zuschussbedarf, der jährlich zwei Millionen Euro betragen soll, könne in die Finanzierung eines Bades hineingerechnet werden. Hüneke hält den Umbau für technisch möglich. Jakobs widerspricht. Die mächtige ehemalige Buga-Blumenhalle aus Stahl, Glas und Beton sei „ungeeignet für eine Schwimmbadnutzung“. Außerdem laufe derzeit eine Betreiber-Ausschreibung. Es gebe zwei Angebote. Stadtwerke-Geschäftsführer Wilfried Böhme verwies auf Untersuchungen des Bauwerks vor vier Jahren. Ergebnis: Wegen der Statik der Stahlkonstruktion seien die Umbaupläne für ein Bad aufgegeben worden.

Jakobs bedankte sich zum Schluss unter verhaltenem Beifall für die Arbeit der Mitarbeiter vom Malik-Management. Beim Publikum dominierten Kritik und Enttäuschung. „Seit sieben Tagen versuchen wir, das Sensitivitätsmodell nach Frederic Vester auf unser städtisches Problem anzuwenden und jetzt unterhalten wir uns über Varianten“, beklagte der Dozent Axel Popp. Und: „Alles, was wir gemacht haben, ist nichtig.“ Die Veranstalter hätten die wissenschaftliche Basis verlassen und seien auf eine ungeordnete Diskussion umgeschwenkt.

Günter Schenke

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