Landeshauptstadt: Bald in Schulkleidung
Die Geschichte der Dortu-Grundschule
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Innenstadt - Ab Dezember, spätestens aber zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres, wird in der Dortu-Grundschule einheitliche Schulkleidung getragen. Jüngst wurden die Modelle, die bereits in der Fertigung sind, schon einmal gezeigt und den rüschenbesetzten Kleidern gegenüber gestellt, die hier früher als „Schuluniform“ dienten. Anlass bot das 145-jährige Jubiläum der Bildungseinrichtung.
Am 20. Oktober 1860 war sie als „Höhere Töchterschule“ gegründet worden, aber eigentlich geht ihre Geschichte noch weiter zurück. Im Gartensaal, durch seine reiche Stuckornamentik mit Blütengirlanden, Früchten und Musikinstrumenten eine Perle des Potsdamer Rokoko, feierte bereits die Familie des Justizrats Ludwig Dortu ihre Feste. Die Witwe hatte das stattliche, 1770 von Unger errichtete Haus aufgegeben, nachdem ihr Sohn Maximilian, der 1848er Revolutionär, wegen seiner Teilnahme am Badischen Aufstand hingerichtet worden war. Inzwischen wurde ein neuer Anlauf unternommen, den teilrestaurierten Rokokoraum fertig zu stellen. Der Schulförderverein und Schulleiterin Gudrun Wurzler haben dafür einen Kreis prominenter Unterstützer gewonnen, an der Spitze Prof. Hans-Joachim Giersberg. Der frühere Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten war in den 50er Jahren selbst Dortuschüler. Damals hatte sich die Töchterschule über ein Lyzeum mit Lehrerinnenausbildung in eine Oberschule verwandelt.
Heute ist sie nach dem Schülerrückgang der 90er Jahre die einzige im historischen Stadtkern verbliebene Grundschule. 22 Lehrer(innen) unterrichten 316 Schüler, die über den Unterricht hinaus am Nachmittag in einer „offenen Ganztagschule“ vom Theaterkreis über Musikgruppen, Literaturzirkel bis hin zu Judo und Fechten zwischen einer Fülle von Arbeitsgemeinschaften wählen können. Derzeit wird eine Bibliothek aufgebaut. Im historischen Klassenzimmer mit Bänken aus der Zeit um 1910 hält Inge Riemer, auch für andere Potsdamer Grundschulen, Unterrichtsstunden ab, bei der man die alte, bis 1941 verwendete Sütterlinschrift erlernen kann.
Zum Abschluss der Jubiläumsfeier tanzte die Ballettgruppe in der Aula den „Feuervogel“, ein zeitbezogenes Stück. Zuvor hatte Schulleiterin Wurzler an die Traditionen der Bildungseinrichtung erinnert, aus der zahlreiche Prominente wie die Autorin Erika von Hornstein („Adieu, Potsdam!“), die Verlegerin Bettina Hürlimann-Kiepenheuer oder die von den Nationalsozialisten ebenso wie unter Stalin verfolgte Widerstandskämpferin Margarete Buber-Neumann hervorgingen. Von den Lehrern ist Dr. Hermann Werth (von 1898 bis 1917 Rektor) als Verfasser einer „Deutschen Grammatik“, die zum Standardwerk wurde, besonders bekannt geworden.
Die große Geschichte, die bereits in einem Museumsraum dargestellt wird, soll weiter aufgearbeitet und zum 150-jährigen Bestehen im Jahr 2010 im Märkischen Verlag Wilhelmshorst in Buchform veröffentlicht werden. Dazu werden noch historische Erinnerungsstücke, Fotos und Dokumente sowie Zeitzeugenberichte gesucht. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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