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Landeshauptstadt: Bank will SVB zum Anlage-Objekt machen
Mit Genussscheinen soll die finanzielle Lage des Drittligisten verbessert werden: Ein Modell, das zum sportlichen Erfolg verdammt
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Nach dem Rücktritt von Aufsichtsratschef Friedhelm Schatz am vergangenen Freitag blieb der SV Babelsberg 03 von weiteren Personalabgängen verschont – bislang. Vereinspräsident Thomas Bastian hatte Spekulationen um seinen möglichen Rücktritt vorerst nicht kommentiert, für den heutigen Dienstag ist eine weitere Erklärung des Vereins angekündigt.
Dabei könnte es auch um die finanzielle Zukunft des Fußball-Drittligisten gehen. Um seine Finanzlage zu verbessern, will der Verein neue Wege gehen. Genussscheine heißt dabei eine mögliche Lösung. Was Bastian als eine Möglichkeit beschrieb, um den Verein aus der latenten Insolvenzgefahr zu holen, wird von Fans als „Verkauf des Vereins“ bewertet. Denn mit diesem Anlagemodell würde sich der Verein noch mehr als bisher an die Deutsche Kreditbank (DKB) binden. Bereits jetzt hängt der SVB nach einer gewährten 1,4-Millionen-Euro-Bürgschaft und einem Darlehen für die laufende Saison am DKB-Tropf. Weil der Verein laut Bastian die Bankschulden bereits gestreckt hat, es aber offenbar weiter Zahlungsprobleme gibt, soll das Darlehen umgewandelt werden.
Das Prozedere: Ähnlich wie bei Aktien oder Anleihen wird ein bestimmtes Volumen des Vereinskapitals zum Verkauf ausgeschrieben. Es wird eine Laufzeit vereinbart, nach der das eingesetzte Geld plus Zinsen zurückgezahlt wird. Zinsen gibt es aber nur bei einem Überschuss oder Gewinn. Bei Verlust bekommen Anleger nicht einmal die ursprüngliche investierte Summe zurück.
„Genussscheine sind eigentlich unmodern“, sagte Finanzexpertin Andrea Cünnen vom „Handelsblatt“ gegenüber den PNN. Die Scheine sind für Beteiligungen an Wirtschaftsunternehmen üblich. Vor allem waren es Banken, die bis zum Ausbruch der Finanzkrise Anlegern Genussscheine verkauften und dann erklären mussten, dass sie Verlust gemacht hatten.
Auch beim Deutschen Fußballbund ist man skeptisch: „Das ist keine gängige Praxis für die 3. Liga“, heißt es aus der Pressestelle. Warum die DKB dennoch das Risiko eingehen und ausgerechnet beim latent klammen SVB Kapital anlegen will, lässt sich nur mutmaßen. Zumal es die Erfahrung anderer Vereine ist, dass dieses Anlagemodell eng an den sportlichen Erfolg gebunden ist. So überlegte auch die Führungsriege des 1. FC Köln vor Kurzem, die Finanzlage des Traditionsklubs durch Genussscheine zu verbessern. Ein Genusschein sollte einen Wert von 50 000 Euro haben. „Das fiel schon in die Kategorie Großanleger“, sagte FC-Medienchef Gerd Koslowski gegenüber den PNN. Weil die Rendite bei Genussscheinen in der Regel höher ist als bei Anleihen, wäre es aber für Anleger nur dann lukrativ geworden, wenn Köln auf europäischer Ebene spielen würde. Aber der FC stieg in die 2. Liga ab und der Verein entschied, an die Fans Anleihen zu verkaufen – ab 100 Euro. Der Klub kassierte zehn Millionen Euro, die er im Jahr 2017 mit fünf Prozent Zinsen an die Fan-Anleger zurückzahlen muss.
Zu welchem Wert die Genussscheine beim SVB ausgeschrieben werden sollen, ist bislang offen. Ob ausschließlich die DKB ihr eigenes verliehenes Geld in Genussscheine umwandelt oder sich auch andere Anleger – Sponsoren, Mitglieder oder Fans – beteiligen können, ist nicht bekannt. Eine DKB-Sprecherin verwies auf PNN-Anfrage auf das Bankgeheimnis und wollte keine Details nennen.
Dass die DKB dem Erfolg ihres Anlagegeschäfts nachhelfen wolle, indem sie Einfluss auf die Geschicke des Vereins nimmt, weist Nulldrei-Präsident Bastian zurück. Es werde in keiner Weise ungewöhnliche Auflagen und Bedingungen geben, wurde von Vereinsseite erklärt. Zumindest Ex-Aufsichtsratschef Schatz hatte eine andere Wahrnehmung, als er seinen Rücktritt mit den Worten erklärte, dass er die „Spielregeln der kapitalgebenden Seite“ nicht akzeptieren könne.
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