ATLAS: Bärendienst
Michael Erbach rät der Uni Potsdam, sich nicht erpressen zu lassen
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Die Protestierer vom Dienstagabend, die den geplanten Auftritt der – sicherlich umstrittenen – Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, an der Universität Potsdam verhinderten, haben dem Uni-Standort einen Bärendienst erwiesen. Gerade eine Universität sollte sich durch den Diskurs von Meinungen, den Streit um Auffassungen, durch spannende und auch erregte Debatten und ein Klima der Toleranz und Freiheit – auch gegenüber Andersdenkenden – auszeichnen. Tatsächlich haben sich die Störer allein die Freiheit herausgenommen, diesen Meinungsstreit zu unterbinden. Ein Akt der Intoleranz. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, sich den Ausführungen und Thesen von Steinbach zu stellen? Argumente auszutauschen? So aber provozierten die Blockierer solange, bis die Universitätsleitung von ihrem Hausrecht Gebrauch machen musste. Die Uni ist nun in der Zwickmühle: Sollen die Vorträge zur Siedlungsgeschichte der Deutschen im Osten weitergehen? Oder soll man sich der Drohung noch schärferer Proteste beugen? Die Potsdamer Uni wäre gut beraten, sich beim Bemühen um eine weltoffene, sachlich-kritische und meinungsoffene Studienatmosphäre nicht erpressen zu lassen. Schaden ist schon genug entstanden. Jetzt steht der Ruf der Universität auf dem Spiel.
Michael Erbach
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