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Landeshauptstadt: Barockhaus wird gerettet

In der Charlottenstraße 114 hat nach langem Leerstand die Sanierung begonnen

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In der Charlottenstraße 114 hat nach langem Leerstand die Sanierung begonnen Innenstadt - Nach fast einem Jahrzehnt Leerstand hat das bis vor kurzem dem Verfall preisgegebene barocke Wohnhaus in der Charlottenstraße 114 einen Retter gefunden. Der neue Eigentümer, Jürgen Keller, lässt das von Georg Christian Unger 1777 für den Posamentierer Franz Dreiloff errichtete Gebäude sanieren und restaurieren. Damit hat er den Potsdamer Architekten Udo Müller beauftragt. Ein Rundgang lässt schwerste Schäden, so im Dachbereich und an den teils durchgebrochenen Holzbalkendecken, erkennen, aber auch manches liebenswerte Detail. Dazu zählen im Obergeschoss ein dunkel getäfelter erhöhter Essplatz und zahlreiche in Türrahmen und Wände eingefügte Schränkchen, in denen ein hier tätiger Notar wohl seine Akten aufbewahrte. Solche Extras sollen erhalten bleiben. Die Fassade zur Charlottenstraße wird originalgerecht erneuert. Dazu gehören die barocke Fensterteilung, die Balustrade, die Bänderung der Fassade, Muscheldekorationen mit Blattgirlanden und die Dachgauben. Glücklicherweise hat sich der Dachstuhl des Ungerbaus erhalten. Dagegen wurde der Fassadenputz Ende der 20er Jahre komplett abgeklopft und erneuert. In Zusammenarbeit mit der Stadtdenkmalpflege wird deshalb ein Farbkonzept erarbeitet. Auch im Inneren bleibt die ursprüngliche Raumstruktur bewahrt. Im Erdgeschoss, das zu DDR-Zeiten als Fleischerei und für einen so genannten „Russenladen“ mit Waren aus der Sowjetunion genutzt wurde, entstehen ebenso wie in der ersten Etage je zwei Wohnungen ab 66 Quadratmeter. Im Dachgeschoss wird eine 110 Quadratmeter umfassende Atelierwohnung ausgebaut. Sie erhält an der Hinterfront eine große Dachgaube. Um den Mietern zeitgemäßen Komfort zu bieten, nutzt der Architekt die später angebauten Seitenflügel zum Hof. Hier werden die Bäder eingerichtet und von den Wohnräumen aus zu erreichende Terrassen geschaffen. Im Hintergebäude entsteht eine weitere Wohnung. Der zubetonierte, recht enge Hof wird mit historischem Pflaster neu gestaltet und soweit möglich begrünt. Udo Müller hat nach Schul-und Bürobauten gern die Aufgabe übernommen, ein hochwertiges Baudenkmal aus dem 18. Jahrhundert zu sanieren. Damit rettet er übrigens das Werk eines Landsmanns, denn wie Georg Christian Unger kommt der junge Architekt aus der Gegend um Bayreuth. Er hatte 1996 mit seiner Frau, der Architektin Andrea Wagner, sein Büro in Potsdam eröffnet, auch weil ihm die Stadt mit ihrer historischen Architektur so gefiel. Welchen hohen Anteil die Bayreuther Baumeister und -künstler daran haben, die von König Friedrich II. ab 1763 nach Potsdam geholt wurden, sei ihm allerdings erst später bewusst geworden, gesteht er ein. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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