zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Barockhaus wird Hotel

Waisenhaus-Stiftung haucht zwei unsanierten Baudenkmalen neues Leben ein

Stand:

Innenstadt - Ein preiswertes Hotel „Bed and Breakfast“ (Übernachtung und Frühstück) für junge Leute, Behinderte und Radwanderer will die Stiftung Großes Waisenhaus in den nächsten drei Jahren im Gebäude Lindenstraße 28/29 ausbauen. Das 1753 von Jan Boumann errichtete zweistöckige Barockhaus war ursprünglich als Kaserne für die königliche Garde genutzt worden. Ab 1822 diente es dem Militärwaisenhauses als Lazarett. Von 1979 bis 1997 befand sich hier die Redaktion der PNN, nach der Wende diente es als Suppenküche, die nun aber auf das Gelände der Stadtverwaltung umzieht. Die Umbauarbeiten zum Hotel sollen im Frühjahr 2007 mit der Dachsanierung beginnen.

Das Hotel wird etwa 30 Zimmer mit 65 Betten anbieten. Mit der Denkmalpflege wurde Übereinstimmung erzielt, dass das Gebäude für den neuen Zweck umgebaut und das Dachgeschoss hofseitig ausgebaut werden kann. Die innere Struktur des Hauses mit den von einem langen Fensterflur abgehenden Räumen wird weitgehend erhalten. Vorgesehen sind zudem ein behindertengerechter Aufzug, Foyer, Seminarraum, Internetcafé und eine Cafeteria. „Wir haben lange über eine neue Nutzung des Gebäudes nachgedacht, die dem Stiftungszweck entsprechen, sich aber auch rechnen muss“, erklärt Stiftungs-Geschäftsführer Jürgen Pankonin.

„Mit dem Hotel schließen wir nicht nur in Potsdam eine Bedarfslücke, sondern geben ebenso sozial benachteiligten Jugendlichen aus von unserer Tochtergesellschaft GFB betriebenen Heimen berufliche Chancen.“ So wird der Ausbau wesentlich von angehenden Bauarbeitern ausgeführt, die damit von einer überbetrieblichen Ausbildung in den Lehrwerkstätten der Heime ab Lehrjahresbeginn 2007 in eine betriebliche wechseln. „Dies erhöht wesentlich ihre Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt“, weiß Jürgen Pankonin. Ihr Einsatz hat zudem den wirtschaftlichen Effekt, dass die auf 1,9 Millionen Euro geschätzten Ausbaukosten fast zur Hälfte aufgefangen werden können. Einbeziehen will die Stiftung Partner, die sich ebenfalls für die Berufsausbildung sozial benachteiligter junger Menschen einsetzen. Nach Eröffnung des Hotels als „Jugendfirma“ werden hier Jugendliche Arbeit finden, die bei der GFB Koch oder Kellner gelernt haben. Auch eine Ausbildung und deren Erweiterung auf das Hotelfach werden dann angestrebt.

Neben dem Hotelprojekt hat die Stiftung Großes Waisenhaus Vorstellungen für ihr Grundstück Schopenhauerstraße 5 - 7 entwickelt. Darauf befindet sich ein Mitte des 18. Jahrhunderts als „Kasernement“ errichtetes, in der DDR-Zeit von der Fachschule für Restaurierung genutztes Gebäude, das leer steht und sich in schlechtem Bauzustand befindet. Wie Jürgen Pankonin die PNN informierte, soll es um einen Neubau ergänzt zu einem so genannten „Mehrgenerationenhaus“ ausgebaut werden. Die Stiftung strebt eine Partnerschaft mit der Genossenschaft „Wohngut“ an, einem bürgerschaftlichem Zusammenschluss, der von der Uroma bis zum Urenkel gemeinsames „Wohnen unter einem Dach“ ermöglichen will. Deshalb würden in einem solchen Projekt neben großen und kleineren Wohnungen auch Gemeinschaftsräume wie Veranstaltungssäle, Physiotherapie, Friseur und andere Dienstleister, evtl. auch eine Kindertagesstätte Platz finden.

Gestaltung und spätere Nutzung sollen in Abstimmung mit der Voltaire-Gesamtschule erfolgen, die zwischen Hotel und Generationenhaus auf dem heute städtischen Gelände der einstigen Waisenhausschule liegt.

Beide Vorhaben, für die das Potsdamer Architekturbüro olaf gibbins Entwürfe vorgelegt hat und die den Charakter von Modellprojekten besitzen, werden im Stiftungsrat beraten. Besonders für das Mehrgenerationenhaus ist eine enge Kooperation mit der Stadtverwaltung vorgesehen.

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })