Landeshauptstadt: „Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht“
UN-Behindertenrechtskonventionen sollen umgesetzt werden
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Potsdam - Eigener Wohnraum, Assistenz in allen Bereichen wo sie benötigt wird, mit anderen leben und lernen, eine Tätigkeit im ersten Arbeitsmarkt und problemloser Zugang zu Behördenseiten und Formularen im Internet – dem Beauftragten für Menschen mit Behinderung Karsten Häschel zufolge sind das die wichtigsten Anliegen der Potsdamer Behinderten, wie das 35. Potsdamer Behindertenforum gezeigt habe.
„Sehr produktiv“ sei das Treffen gewesen, das am Donnerstag im Haus der Begegnung stattfand, sagte Häschel. Thema war die Erarbeitung eines Teilhabeplans für Behinderte in Übereinstimmung mit den UN-Konventionen für Behindertenrechte. Zu diesem Zweck kamen Politiker, Vertreter von Organisationen und Betroffene aller Altersgruppen zusammen. Die Forderungen und Wünsche wurden auf Tafeln notiert, die den fünf Arbeitsgruppen Kultur, Freizeit und Sport, Bildung, Soziale Dienste, Beschäftigung und Barrierefreiheit zugeordnet waren.
„Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht“, betont Karsten Häschel. Deshalb seien beispielsweise alle Bauträger rechtlich dazu verpflichtet, sich an die neue, behindertenfreundliche Baunorm DIN 18040 zu halten. Doch aufgrund der vielen verschiedenen Behinderungen sei es notwendig, den Begriff der Barrierefreiheit weiter zu fassen. Dabei gehe es nämlich nicht nur um Fahrstühle und abgesenkte Bordsteine für Rollstuhlfahrer, sondern auch um die Verfügbarkeit von Formblättern in Blindenschrift und die Übersetzung bedeutender Informationen in Gebärdensprache.
Ein eher kontrovers debattierter Punkt war die Integration von behinderten Kindern in Schule und Kindergarten: Während einige das Zusammenleben Behinderter und Nichtbehinderter von Anfang an favorisierten, setzten sich andere für die Wahlmöglichkeit zwischen gewöhnlicher und Sonderschule ein. Bewertung oder gar Ablehnung von Vorschlägen war jedoch nicht Ziel der Veranstaltung, sondern das Zusammentragen von Bedürfnissen von dem Teil der Potsdamer Bevölkerung, der an einer körperlichen oder geistigen Behinderung leidet.
Die Landesregierung von Brandenburg wird erst Ende des Jahres seinen Teilhabeplan vorstellen. So lange will Karsten Häschel nicht warten. „Es ist eine große Aufgabe, die da vor uns liegt“, erkennt er. Deshalb arbeitet das Potsdamer Büro für Chancengleichheit und Vielfalt schon jetzt an einem entsprechenden Plan.S. Templin
S. Templin
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