Landeshauptstadt: Barrierefreiheit vor Denkmalschutz
Sanierung der Jägerstraße nicht vor 2010 / Weiter Dissens bei Kopfsteinpflaster
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Die Querelen zwischen Denkmalschutz und Barrierefreiheit in Potsdam gehen weiter. Der Sozialausschuss am Dienstagabend beschäftigte sich gleich mehrfach mit der Vereinbarkeit von Natursteinpflaster und Behindertenfreundlichkeit. In der kommenden Woche wird sich ein gemeinsamer Sozial- und Bauausschuss erneut mit dem Thema beschäftigen.
Potsdamer Behindertenvertreter bekräftigten am Dienstagabend erneut, einzig eine gebundene Pflasterung mit glatter Oberfläche und geschnittenen Steinen ohne scharfe Kanten sei für Rollstuhlfahrer und Rollator-Benutzer geeignet. Sie verwiesen auf die zwingende Umsetzung von UN-Richtlinie und „Barcelona-Zielen“, die eine Barrierefreiheit in der Stadt festschreiben. Saskia Hüneke, bündnisgrüne Stadtverordnete und Verfechterin des historischen Natursteinpflasters im Stadtbild erklärte, es gebe keinen Konflikt zwischen Barrierefreiheit und Denkmalschutz. „Ein Dissens besteht nur bei Pflaster-Kreuzungen.“ Sie behauptete, es sei jedoch möglich, ungebundenes Kopfsteinpflaster ohne Wölbung so zu verlegen, dass es auch barrierefrei ist. Über den Verein Argus befindet sich Hüneke laut eigenen Aussagen im „sehr guten Gespräch“ mit Behindertenvertretern über eine Kompromisssuche. Nina Waskowski, Vorsitzende des Potsdamer Behindertenverbands sagte, „die Kompromisssuche mit Argus ist sehr schwierig. Saskia Hüneke hält vieles für barrierefrei, was nicht barrierefrei ist.“ Potsdams Behindertenbeauftragter Karsten Häschel erklärte, Lösungen im Konflikt „müssen zuallererst den Menschen dienen“. Konkret: Barrierefreiheit geht vor den Schutz historischen Kopfsteinpflasters, vor allem bei wichtigen Wegen wie der Jägerstraße.
Dort soll im Frühjahr 2010 die Sanierung beginnen. Die Straße soll eine geschlossene, gebundene Kopfsteindecke erhalten, so Robert Stöhr vom Bereich Stadterneuerung. „Die 300 000 Euro Baukosten werden wir bis dahin haben“, sagte er. Das von Anwohnern initiierte Pilotprojekt „Barrierefreiheit in Potsdam-West“ hingegen muss auf eine umfassende Umsetzung noch warten. Die Umsetzung würde 500 000 Euro nur für den Stadtteil kosten, so Norbert Praetzel, Bereichsleiter Verkehrsanlagen. Allerdings sei der Sanierungsetat bei 100 000 Euro im Jahr erschöpft. Häschel schlug daraufhin vor, die Möglichkeit eines privaten „Straßensponsorings“ zu prüfen. KG
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