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Sport: Basketball am Limit
Des RSV Stahnsdorf spielt eine tolle Saison, doch Trainer Günschel mahnt: Auf Dauer geht das nicht
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Die Laune lassen sie sich beim RSV Eintracht Stahnsdorf nicht vermiesen. Auch wenn die Basketballer in der 2.Bundesliga Pro B die vergangenen vier Spiele verloren haben, „stehen wir besser da als gedacht“, sagt Vladimir Pastuschenko, der Sportliche Leiter des RSV. Tatsächlich wurde die Eintracht vor Saisonbeginn als Absteiger gehandelt, dass dem nunmehr Tabellenvierten noch ein Sieg aus vier Spielen für das Erreichen der Play-offs fehlt, wurde dem Team nicht zugetraut. Die Finalrunde bereits morgen mit einem Sieg gegen die Baskets Akademie Weser-Ems (15 Uhr) zu buchen, dem Ausbildungsteam des aktuellen Bundesliga-Vierten EWE Baskets Oldenburg, wird indes schwierig. „Die spielen mit sechs, sieben Vollprofis“, sagt Pastuschenko, „davon können wir nur träumen.“
Er sehe es als enorme Herausforderung, mit vergleichsweise geringen Ressourcen und niedrigem Etat in Stahnsdorf guten Basketball zu spielen und die Play-offs zu erreichen, sagt RSV-Trainer Peter Günschel. Der 34-Jährige hat im Sommer 2013 die sportliche Regie beim Zweitligisten übernommen, das Team zu elf Siegen in der laufenden Saison und zwischenzeitlich bis zur Tabellenspitze geführt. Günschel wurde jüngst für seine mit 1,0 bewertete Diplomarbeit im Studiengang Sportwissenschaften der Humboldt-Universität mit dem Berliner Preis der Sportwissenschaft geehrt. Schon auf seinen Stationen vor dem Engagement in Stahnsdorf – unter anderem als Co-Trainer in Bonn und Braunschweig – hat er gezeigt, dass er die Theorie auch in der Praxis aufs Parkett bringen kann. Mit den RSV-Erfolgen in der ersten Saisonhälfte hat er zudem deutlich gemacht, welche Perspektiven der Basketball bei der Eintracht haben könnte.
Allerdings hatten die engagierten Auftritte mit Siegen über die favorisierten Teams aus Hannover oder Schwelm ihren Preis. Nachdem aufgrund von Verletzungen der ohnehin kleine Kader zusätzlich dezimiert wurde und Günschel in zahlreichen Spielen nur mit sieben Akteuren rotieren konnte, „war abzusehen, dass irgendwann der Saft raus ist“, sagt er. Zum Teil wären seine Spieler bei den Partien 30 Minuten im Einsatz gewesen – bei einem intensiven Spiel wie Basketball „ist das viel zu hoch“, sagt er.
Der spektakuläre Saisonstart habe etwas das Bild vom wahren Leistungsvermögen der Mannschaft verfälscht, nachdem sie sich in der Vorsaison erst im letzten Spiel überhaupt den Klassenerhalt sicherte. Daher sei es bereits ambitioniert gewesen, für die laufende Spielzeit das Erreichen der Play-offs als Ziel zu definieren. Dass dies schwierig wird, wenn die Akteure dauerhaft am Limit spielen, habe Günschel bereits mahnend angezeigt. Zumal die Konkurrenz in der Winterpause personell noch einmal aufgerüstet hat. „Bei uns ist das finanziell nicht möglich“, sagt Günschel. Umso mehr freut er sich, dass die Verletzungsreihen sich lichten und Center Leon Bahner und Aufbauspieler Daniel Mixich wieder ins Team zurückkehren.
Ganz gleich, wie es in dieser Spielzeit für den RSV ausgehen wird, er habe das Maximale aus der Mannschaft herausgeholt, sagt Günschel. „Wenn wir im nächsten Jahr in die Play-offs wollen, müssen wir uns programmatisch und personell verbessern.“ Der 34-Jährige lobt den RSV als sehr engagiert und ambitioniert, „aber das Ehrenamt stößt an Grenzen“, macht er deutlich. Wenn es sportlich weiter vorangehen solle, müssten weitere Ressourcen erschlossen werden und auch die Fan-Gemeinde wachsen: „Derzeit macht es keinen Unterschied, ob wir gewinnen oder verlieren. Es kommen immer gleich viel“, sagt Günschel.
Dessen Vertrag geht mit der Saison zu Ende. Gespräche über eine Verlängerung wurden bereits geführt. „Es gibt beiderseitiges Interesse an einer Fortsetzung“, sagt Günschel. Doch habe er gewisse Erwartungen und Änderungswünsche. „Wenn ich nächstes Jahr hier Trainer bin, möchte ich erfolgreich Basketball spielen“, sagt er.
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