
© T. Bolze
Landeshauptstadt: Bauantrag für Wetterfahne gestellt
Spitze der Garnisonkirche wird im Herbst 2013 aufgestellt. Diskussion um Erforschung der NS-Zeit
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Innenstadt - Die Stiftung Garnisonkirche hat am Dienstag bei der Stadt Potsdam einen weiteren Bauantrag gestellt: Beantragt wurde die Aufstellung der rekonstruierten Wetterfahne der Garnisonkirche an der Kreuzung Breite Straße/Dortustraße im Herbst 2013. Die neun Meter hohe Wetterfahne, ausgestattet mit dem Signet des Preußenkönigs sowie einer Krone, einem Adler und einer Sonne als Spitze, erhalte einen festen Sockel. Zudem werde sie durch eine Metallvitrine geschützt, erklärte der Vorsitzende der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der 1945 beschädigten und 1968 gesprengten Barockkirche, Burkhart Franck, am Dienstagabend im Vorfeld eines Vortrages in der temporären Kapelle an der Breiten Straße. Der Potsdamer Baufachmann Thomas Bolze referierte zu Details der Fassadenrekonstruktion der Garnisonkirche. Der Bauantrag zur Errichtung des Turmes und der beiden Seitenflügel war bereits im November dieses Jahres gestellt worden.
Die Wetterfahne soll Franck zufolge nach Fertigstellung des Kirchturmes im Jahr 2017 auf die Turmspitze gehoben werden. Gegenwärtig wird sie Bolze zufolge bei der Fachfirma Fuchs und Girke in Ottendorf-Okrilla (Sachsen) hergestellt. Einzelne Teile, wie etwa die aus Kupferblechen getriebene Krone, seien bereits fertig. „Der Adler ist noch in Arbeit“, so Bolze. Die Kosten für das 1,2 Tonnen schwere symbolträchtige Kunstwerk betragen 140 000 Euro.
Bis 2004 war geplant, die Spitze des Turmes werde das Nagelkreuz von Coventry bilden, ein christliches Symbol der Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg. Davon wurde laut Franck Abstand genommen, als klar wurde, dass die Wetterfahne kein Kriegssymbol sei. Bei dem Adler handele es sich nicht um den preußischen Hoheitsadler, „sondern um Christus selber, der zum Flug Richtung Gott ansetzt“, symbolisiert durch eine Sonne als Fahnenspitze. Über einen neuen Standort für das Nagelkreuz sei „noch nicht neu befunden worden“, sagte Franck den PNN.
Ihre Vortragsreihe zur Garnisonkirche nutzt die Fördergesellschaft auch zur offenen Diskussion. Zuletzt wurde die Frage diskutiert, wie die künftige Kapelle des Kirchturms aussehen soll. Dabei wurde der offizielle Entwurf des Architekturbüros Hilmer & Sattler und Albrecht kritisiert und ein Alternativentwurf von Christopher Kühn favorisiert. Wie Franck den PNN mitteilte, habe es dazu Anfang Dezember ein Gespräch mit Mitgliedern des Stiftungskuratoriums gegeben. Ergebnis: Eine Einigung soll gefunden werden. Franck: „Wir wollen nicht im Gegensatz verharren.“ Bis zur nächsten Kuratoriumssitzung im frühen Frühjahr 2013 solle ein Einigungsweg gefunden werden.
Auf kontroverse Reaktionen vonseiten einiger Mitglieder der Fördergesellschaft traf die Information Francks, wonach der Potsdamer Kirchenkreis zum Thema Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus forschen will. Unter Beifall einiger weniger erklärte ein Vortragsbesucher, es sei „eine sinnlose Aufgabe“ herauszufinden, dass der ein oder andere Kirchenvertreter „mit dem NS-System verschwägert war“. Der Mann: „Diese Leute sind tot.“
Juliane Rumpel, Pfarrerin der Kapelle am Garnisonkirchen-Standort, trat dem entgegen: Der Blick könne nicht nur nach vorn gehen, er müsse auch in die Vergangenheit gerichtet sein. Es sei „unterstützenswert, noch einmal genauer hinsehen zu wollen, was in unseren Kirchen gepredigt wurde“. Auch Burkhart Franck sprach sich für eine Erforschung der NS-Zeit aus: „Die Wirkung der Garnisonkirche kommt aus ihrer Geschichte. Wir können sie nicht ausblenden.“ Altpfarrer Wilhelm Stintzing sprach sich indes dafür aus, in der künftigen Garnisonkirche eine kirchliche Instanz zur Ächtung von Atomwaffen anzusiedeln.
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