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Landeshauptstadt: Bauausschuss will Unger-Fassade

Der Pro-Potsdam-Kompromissentwurf für die Alte Post ist abgelehnt worden – das Gebäude soll seine historische Hülle bekommen

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Innenstadt - Ungers Alte Post soll ins Stadtbild zurückkehren: Die kommunale Pro Potsdam ist am Dienstagabend im Bauausschuss mit ihrem Vorschlag gescheitert, das Gebäude an der Ecke Friedrich-Ebert- und Yorckstraße mit dem Fassadenentwurf des Potsdamer Architekten Bernd Redlich zu errichten. Mit denkbar knapper Mehrheit von fünf zu sechs Stimmen sprach sich das Gremium stattdessen für eine Rekonstruktion der historischen Fassade aus, die im 18. Jahrhundert von Georg Christian Unger geschaffen worden war. Die endgültige Entscheidung treffen die Stadtverordneten.

Redlichs Entwurf, der sich an Unger anlehnt, sei zwar eine Verbesserung gegenüber allen früheren Vorschlägen der Pro Potsdam, sagte der SPD-Stadtverordnete Pete Heuer. Dennoch plädiere man an dieser Stelle für die beste Lösung – und dies sei nunmal die Unger-Fassade. Die stellvertretende Ausschussvorsitzende Saskia Hüneke (Grüne) erklärte, Ungers Proportionen müssten gewahrt werden. Das von der Pro Potsdam geplante Gebäude sei größer als das historische.

Der Potsdamer Schauspieler Jörg Hartmann, bekannt aus der Serie „Weissensee“, hatte vor der Abstimmung ebenfalls ein flammendes Plädoyer für die Unger-Fassade gehalten. Historische Gebäude in Potsdam seien oft Kopien italienischer Prachtbauten. Der Unger hingegen sei eine „Potsdamer Eigenkonstruktion“. Für Redlichs Entwurf fand Hartmann dennoch lobende Worte: Die Architektur eigne sich hervorragend für den weiteren Aufbau der Potsdamer Mitte. An dieser Stelle jedoch müsse es Ungers Original sein, forderte Hartmann.

Pro-Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius war hingegen alles andere als glücklich mit dem Votum des Bauausschusses. Redlichs Entwurf, den das kommunale Unternehmen erst vor gut zwei Wochen vorgestellt hatte, sei das letzte Friedensangebot gewesen, sagte er. Das Gebäude mit der historischen Unger-Fassade zu bauen sei für die Pro Potsdam nicht wirtschaftlich, so Müller-Zinsius. Man könne von der städtischen Gesellschaft nicht ständig fordern, preiswerten Wohnraum zu erhalten oder neu zu bauen und sie andererseits zwingen, draufzuzahlen.

Schützenhilfe erhielt Müller-Zinsius von Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis), der in Babelsberg selbst als Chef eines Bauträgers aktiv ist. Wenn man „Geld kaputt machen“ wolle, müsse man den Unger bauen, sagte Kirsch. Mutig hingegen wäre es, sich für die Adaption von Redlich zu entscheiden.

Seit dem Abriss des sogenannten Hauses des Reisens aus DDR-Zeiten wird über den Wiederaufbau der Alten Post an dieser Stelle gestritten. Der ursprünglich von der Pro Potsdam favorisierte Entwurf des Architekten Ingo Schümann fand bei Denkmalpflegern und in der Stadtpolitik keine Gnade. Ein in einem Workshop erarbeiteter Kompromiss, bei dem Ungers Original in eine vorgeblendete Betonfassade eingeätzt werden sollte, wurde später ebenfalls verworfen. Stattdessen beschlossen die Stadtverordneten den Wiederaufbau der historischen Fassade. Allerdings fand die Pro Potsdam unter diesen Bedingungen bislang keinen Käufer für das Grundstück, obwohl sie mit dem Preis von ursprünglich 1,1 Millionen auf eine halbe Million Euro heruntergegangen war. Ein Angebot des Arztes Daniel Panzer hatte die Pro Potsdam abgelehnt, weil die Kaufpreiszahlung an Bedingungen geknüpft war.

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