Kommunikationsagentur ad modum in Babelsberg: Bauchmenschen im Märchenschloss
Vor zehn Jahren haben Jörg Ganal und Heiko Haenler die Agentur „ad modum“ gegründet. 2011 zogen sie vom Berliner Ku’damm ins beschauliche Babelsberg.
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Wer hektisches Treiben und kreatives Chaos erwartet, wird enttäuscht. Die Schreibtische sind aufgeräumt, die Arbeitszimmer übersichtlich. Ruhig und konzentriert ist die Atmosphäre in den Räumen der Kommunikationsagentur ad modum in Babelsberg. Hier, in der Alten Post in der Karl-Marx-Straße, fanden die beiden Geschäftsführer Jörg Ganal und Heiko Haenler vor sechs Jahren den idealen Standort für ihr Unternehmen, das in diesem Jahr zehnjähriges Bestehen feiert – per Zufall. „Als ich mit dem Fahrrad hier vorbeifuhr und das verwunschene, zugewucherte Haus sah, rief ich Heiko sofort an und sagte ,Das ist es!’“, erinnert sich Ganal. Kurzerhand entschlossen sich die Unternehmer, die alte Villa zu sanieren und ihren Firmensitz vom quirligen Berliner Ku’damm ins beschaulichere Babelsberg zu verlegen.
Noch immer wirkt die Villa von außen wie ein kleines, verwunschenes Märchenschloss, doch im Inneren entpuppt sie sich als großzügige, helle, aufgeräumte und geschmackvolle Basis des Kommunikationsunternehmens, das einen weiteren Standort in Berlin hat. Im ausgebauten Dachgeschoss sitzen die beiden Geschäftsführer an Schreibtischen auf Holzdielen und führen ihr Unternehmen – keine typische Werbeagentur, wie sie betonen – scheinbar mit glücklicher Hand, denn ad modum zählt zu den größten der Branche in der Region. 26 Festangestellte beschäftigt die Agentur heute nach eigenen Angaben, vor dem Umzug nach Babelsberg waren es 15. Die Fluktuation unter den Mitarbeitern ist sehr gering – das sei in der Kommunikations- und Werbebranche ungewöhnlich, behauptet Ganal. Vielleicht sei auch die allwöchentlich am Freitagabend stattfindende Whiskey-Verkostung für die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter verantwortlich, deutet Haenler schmunzelnd an.
Im Erdgeschoss entwerfen Grafikdesigner vor großen Monitoren Werbeplakate. Die Kreativdirektoren im Nebenraum sitzen mit dem Bleistift vor einem weißen Blatt Papier und grübeln über einer Kommunikationsstrategie für ein Unternehmen, während wieder einen Raum weiter eine zuvor entwickelte Webseite mit Programmiersprache in Tatsachen umgesetzt wird. Die grafische Gestaltung gehört zum täglichen Geschäft des Unternehmens. Doch nicht nur diese. Veranstaltungen und Messen für internationale Großkonzerne oder kleinere mittelständische Unternehmen werden hier geplant, konzipiert und letztlich auch vor Ort verwirklicht. Seit Jahren begleitet das Unternehmen etwa den Messeauftritt von Samsung auf der Internationalen Funkausstellung oder den des südkoreanischen Reifenherstellers Hankook auf der Internationalen Automobilausstellung. „Messen sind immer die Hölle“, verrät Heiko Haenler. Dann wird es auch mal hektisch und Nachtschichten und Reisen nach Amsterdam, Madrid oder Nizza stehen an.
Zu den Kunden von ad modum zählen außerdem Möbel Hübner, die Stadt Potsdam und die Weberbank. Der Jahresumsatz der Agentur liegt nach eigenen Angaben bei rund fünf Millionen Euro
In ihrem Arbeitsalltag sind die Kommunikationsexperten nicht nur organisatorisch und gestalterisch gefordert. Die Planungen für große Messestände oder Veranstaltungen erfordern auch Knowhow abseits der üblichen Aufgaben einer Kommunikationsagentur. „Brandschutz, verschiedenste Verordnungen, auf alles Mögliche muss geachtet werden und am Ende soll es noch schön aussehen und dem Kunden gefallen“, verdeutlicht Ganal. Daher beschäftigt ad modum auch Architekten und andere Spezialisten, die die entsprechenden Anforderungen umsetzen können. „Neun Zehntel von dem, was wir tun, ist reines Handwerk“, stellt Haenler klar, der vom Klischee einer typischen Werbeagentur nichts hält. Der kreative Prozess sei eigentlich nur die Spitze des Eisbergs, letztlich komme es auf die Umsetzung an.
„Wir machen genau das, was wir wollen“, sagt Heiko Haenler. „Und wir haben keine Angst.“ Die beiden Köpfe von ad modum bezeichnen sich selbst als hoffnungslose Optimisten und Bauchmenschen und werden neben ihrer Leidenschaft für die Arbeit auch von einer großen Portion Idealismus angetrieben. Im letzten Jahr riefen sie eine Podiumsdiskussion ins Leben, die nun regelmäßig einmal im Jahr stattfinden soll. „Die Messe ist tot – es lebe die Messe“ – unter dieser Überschrift diskutierten zum Auftakt verschiedene Akteure, um ohne Zeit- und Ergebnisdruck neue Gedanken und Inspirationen zulassen zu können, sagen Ganal und Haenler.
Ihr jüngstes Projekt – das sie liebevoll ihr „Baby“ nennen – ist nicht weniger ambitioniert. „Wir haben uns immer über das Fernsehprogramm geärgert, und das wollten wir ändern.“ „unTV“ heißt nun die Lösung, die eine neue Art des Fernsehens auf mobilen Endgeräten ermöglichen soll. Als Orientierungs- und Navigationshilfe führt die App, die seit drei Wochen im Applestore kostenfrei verfügbar ist, den Nutzer zu anspruchsvollen Dokumentationen aus den Bereichen Kultur, Wissen und Politik, die in den Mediatheken der einzelnen Sender gespeichert und von dort abrufbar sind. Die Android-Version steht bereits in den Startlöchern. „Es macht die Welt besser“, lautet die wenig geschäftstüchtig klingende Begründung für das Produkt, das tatsächlich wohl zu den weniger lukrativen zählen wird. „Natürlich muss es sich irgendwann tragen“, sagt Haenler. „Aber es geht nicht immer darum, möglichst viel Geld zu scheffeln.“
Heike Kampe
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