Landeshauptstadt: Bauer folgt Napoleon
Die Andere hat mit Benjamin Bauer als erste einen Oberbürgermeister-Kandidaten
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Die napoleonischen Feldzüge sind vorbei: Nach dem satirischen Oberbürgermeisterwahlkampf der Wählergemeinschaft Die Andere vor acht Jahren, als Falk Richter als Napoleon antrat, soll in diesem Jahr alles anders werden. Mit Benjamin Bauer hat die Wählergruppe gestern als erste einen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl Ende September in Potsdam vorgestellt. Der 26-Jährige ist vor allem in der Jugend- und Sprayerszene der Landeshauptstadt bekannt. „Ich bin Ur-Potsdamer und habe ein Interesse daran, wie die Stadt in Zukunft aussehen wird“, sagte Benjamin Bauer gestern bei der Bekanntgabe seiner Kandidatur.
Bauer wirkt ruhig, die Öffentlichkeit ist ihm nicht fremd. Seit Monaten kämpft er für Freiräume der Jugend in Potsdam, hat sich für Projekte wie das „Freiland“ eingesetzt und kämpft für legale Sprayerflächen für Jugendliche. Seit mehr als anderthalb Jahrzehnten sprüht er mit Begeisterung – einst illegal. Drei Mal hat er nach eigenen Aussagen vor einem Richter gesessen, dann hat es gereicht. Inzwischen hat er sein Leben in eine andere Richtung gelenkt. Erst hat Bauer seinen Realschulabschluss an der Abendschule nachgeholt, dann das Abitur am Potsdam-Kolleg. Jetzt bereitet er sich auf ein Studium vor, wie er selbst sagt. Kulturarbeit will er studieren, ein Angebot der Fachhochschule Potsdam. Warum er antritt? Es hätte auch ein anderer aus seinem Wirkungskreis der alternativen Jugendszene für Die Andere werden können, sagt er selbst. Patrick Hinz beispielsweise, 22-jährig und Angestellter in der IT-Abteilung eines Call- Centers. Oder Sina Schröppel, 26 Jahre alt und Studentin der Kulturarbeit. Beide gehören zum Beraterteam Bauers. „Ich habe nicht auf jedes Problem dieser Welt eine Antwort“, sagte Bauer. Daher würden Entscheidungen vorher besprochen. Sie nennen die Kandidatur ein „Projekt“, um der Jugend eine Stimme zu geben. Zwei Monate hatten sie darüber nachgedacht, ob sie das Angebot der Wählergemeinschaft annehmen und kandidieren. Dann haben sie zugegriffen. „Nur weil ich jung bin heißt es nicht, dass ich mich nur für junge Menschen einsetze“, sagte Bauer. Er will ein buntes Potsdam, eine Landeshauptstadt der Vielfalt.
Dass die Kandidatur den 26-Jährigen nicht aus dem Arbeitslosengeld II heraus in den Chefsessel der Potsdamer Verwaltung katapultieren wird, wissen die Mitglieder der Wählergemeinschaft. Aber sie wünschen sich einen Achtungserfolg und ein besseres Abschneiden als zuletzt: Falk Napoleon Richter hatte 1,83 Prozent der Stimmen geholt. jab
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