Von Erhart Hohenstein: Baufirma in Insolvenz
Subunternehmer fordert von der Stiftung Gerüste an den Kolonnaden von Sanssouci zurück
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Seit gestern werden an den Kolonnaden gegenüber dem Neuen Palais, die zurzeit restauriert werden, vorfristig die Gerüste und die als Wetterschutz vorgehängten Planen der Schutzeinhausung abgebaut. Diese überraschende Aktion wurde durch die Insolvenz der Stahlbaufirma Müller Offenburg erzwungen, die von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten als Hauptauftragnehmer für die Einrüstung des Natursteinbauwerks gebunden worden war.
Stiftungs-Baudirektor Alfons Schmidt sagte den PNN, der Abbau beträfe nur die Planen und die Schutzgerüste, die auch für die Führung von Besuchern bis in mehr als 20 Meter Höhe genutzt wurden. Die Gerüste werden nach der Insolvenz von Müller-Offenburg nun von einem Subauftragnehmer zurückgefordert, der sie gestellt hatte. Er hat nach Auskunft des Baudirektors für die Weiterverwendung an den Kolonnaden erhöhte Mieten gefordert, die von der Stiftung nicht aufgebracht werden können. Der Wegfall der Schutzeinhausung gefährde das Vorhaben nicht, da die zu restaurierenden Sandsteinelemente inzwischen ausgetrocknet worden seien. Für den Schutz gegen Schlagregen werde man auf andere Weise sorgen, erklärte Alfons Schmidt.
Das mehr als 640 Tonnen wiegende, aus 13 Segmenten von 140 Meter Breite, 20 Meter Tiefe und bis zu 28 Meter Höhe bestehende stählerne Tragegerüst für die stark geschädigten Kolonnaden ist dagegen nicht betroffen. Die Stiftung hatte es im Jahr 2005 von Müller Offenburg gekauft. Die Baugerüste im Inneren des Säulengangs wurden ebenfalls von ihr gestellt. Deshalb sei der Fortgang der Sanierung nicht gefährdet. Nach wie vor gehe die Stiftung davon aus, dass das von 1766 bis 1769 durch Gontard gegenüber dem Neuen Palais errichtete barocke Natursteinbauwerk bis zum Jahr 2012, wenn sich der Geburtstag des Bauherren König Friedrich II. zum 300. Male jährt, komplett wiederhergestellt sei. Neben der Standfestigkeit der Kolonnaden, von dem einzelne Säulen bereits bis zu 13,5 Zentimeter aus dem Lot geraten waren, zählen dazu aufwändige Sandsteinrestaurierungen an den im Bogengang stehenden 96 Säulen, nochmals 26 in den beiden seitlichen, von Obelisken gekrönten Pavillons und im als Triumphtor gestalteten Mittelteil. Dies verdeutlicht den Umfang der auf elf Millionen Euro geschätzten Arbeiten. 42 Skulpturen – Götter, Krieger und Frauen – schmücken Bogengänge und Mittelbau. Hinzu kommen Trophäendarstellungen.
Außerdem halte er daran fest, dass die Baustelle weiterhin als „Schaustelle“ gezeigt werden könne, sagte Schmidt. Statt den Restauratoren in luftiger Höhe über die Schulter zu schauen, sind die Besucher allerdings bis auf Weiteres auf ebenerdige Rundgänge angewiesen.
Erhart Hohenstein
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