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Landeshauptstadt: Bauland als Handicap

Die Häuser rücken näher: Der Golfplatz im Bornstedter Feld muss bald weichen – vielleicht auf den Rasen des Golfklubs Berlin-Nedlitz aus den 1930er Jahren?

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Nahe der Straße Am Golfplatz im Bornstedter Feld findet sich tatsächlich ein Golfplatz. Aber das ist womöglich nicht mehr lange so. Stefanie und Andreas Külzer wissen, dass sie ihren grünen Lebenstraum auf goldenen Sand gebaut haben. Sein 8,8 Hektar großes Neun-Loch-Feld errichtete das Paar auf zehn Millionen Euro teurem Bauland . Das wäre kein Problem, wäre es ihr Land. Tatsächlich aber gehört es dem Entwicklungsträger Bornstedter Feld, der das Areal als Treuhänder der Stadt Potsdam an Häuslebauer verkaufen will, für 179 Euro den Quadratmeter. Schon bei der Eröffnung von Potsdams einzigem Golfplatz im September 2002 war den Külzers klar, dass ihr Projekt eines auf Zeit sein wird – „doch die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Stefanie Külzer heute, da die Kräne immer näher rücken. Baufirmen werben um Käufer für ein Haus am Golfplatz, doch jedes Richtfest ist auch ein Zeichen für das kommende Ende.

„In dieser Form gibt es einen Golfplatz in Deutschland nicht noch einmal“, wirbt Andreas Külzer. Wer einen eigenen Schläger mitbringt, kann schon für einen Euro Golf spielen, soviel kostet es, 20 Bälle abzuschlagen. „Hier muss niemand mit karierten Hosen erscheinen“, sagt Stefanie Külzer. Golf für alle, das ist ihr Motto. Über 200 Mitglieder hat der Verein Golf in Potsdam e.V. bereits, der Bedarf für einen Golfplatz in Potsdam sei vorhanden.

Bei aller Sympathie für die Begeisterung der Golfer setzt Entwicklungsträgerchef Erich Jesse eine Deadline: Spätestens 2010 sei mit Külzers Golfzentrum Potsdam Schluss. Die Vermarktungssituation für das Bauland sei einfach so. Vielleicht müsse der Golfrasen unweit der Biosphäre-Halle auch schon 2009 neuen Straßen weichen.

Aber schade wäre es, findet selbst Jesse, schließlich ist Golf „eine sinnvolle Ergänzung“ für den nahen Volkspark. „Wir sind davon begeistert, was die Külzers da machen“, sagt Jesse, deshalb würde er es sehr begrüßen, wenn die Golfer eine langfristige Perspektive bekämen. Freilich an anderer Stelle. Eine Idee, wo das sein könnte, liefert die Straße Am Golfplatz, die zwar Gästen den Weg zu Külzers Golf-Dorado zeigt, in der Tat aber namentliches Zeugnis vergessener Potsdamer Golf-Geschichte ist.

Ende der 20er Jahre gründeten wohlhabende Berliner nordwestlich der heutigen Amundsenstraße den Golfclub Berlin-Nedlitz. Der Königsdamm wurde zur Straße Am Golfplatz. „Es war ein 18-Loch-Platz“, erklärt der Potsdamer Stadthistoriker Klaus Arlt, „50 Hektar groß“. Und er weiß auch, dass die Kronprinzessin Cecilie dort spielte und etwa die Mitglieder der japanischen Botschaft in Berlin. Auch der später verurteilte NS-Kriegsverbrecher Hermann Göring schwang dort sein Eisen. Andreas Külzer, der sich vorstellen könnte, im Falle des Verlustes seines jetzigen Golfplatzes im Bornstedter Feld an die Nedlitzer Golfgeschichte anzuknüpfen, erklärt, wenn es geschehe, geschehe es nicht wegen, sondern trotz Göring.

Wie Stadthistoriker Arlt berichtet, haben sich die Nedlitzer Kinder seinerzeit als Balljungen und Schlägertaschen-Träger, als Caddy, verdingt. Bereits in den 30er Jahren ist der Golfplatz Nedlitz dann eingegangen, weil der Golfclub Wannsee gegründet wurde, der für die gutbetuchten Berliner näher lag. „Wer damals Geld hatte, stammte aus Berlin“, sagt Arlt. Er bezweifelt, dass der alte Golfplatz wieder auferstehen könnte, ein Teil der Fläche sei nun bebaut. Allerdings stehe ein Gebäude des Clubhauses am Eichelkamp noch heute.

Am liebsten wäre es den Külzers aber, ihr Golfplatz könnte bleiben wo er ist. Vielleicht, weil Golf immer mehr das Elitäre verliert und zum Breitensport wird. Potsdam könnte eine Vorreiterrolle einnehmen und Golf als Schulfach aufnehmen, schlägt Andreas Külzer vor und seine Frau sagt, „dann wird vielleicht Lieschen Müllers Sohn eines Tages der nächste Tiger Woods“.

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