Landeshauptstadt: Bäume einstricken in Belgien
Peinlich war Ruth Hellwig nur die Sache mit dem Deutsch. „Wir haben uns ein bisschen geschämt, dass wir nur unsere Sprache beherrschen.
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Peinlich war Ruth Hellwig nur die Sache mit dem Deutsch. „Wir haben uns ein bisschen geschämt, dass wir nur unsere Sprache beherrschen.“ Die Potsdamerin ist eine von drei Seniorinnen, die im September für drei Wochen in Belgien ehrenamtliche Arbeit geleistet hat – und neben Deutsch wurde dort auch Französisch und Niederländisch gesprochen.
Mit ehrenamtlicher Arbeit haben alle drei schon Erfahrung, Edith Hanke-Sturm wurde bereits der Potsdamer Ehrenamtspreis verleihen. Sie, Bärbel Herrmann und Ruth Hellwig boten in der Stadt Eupen handwerkliche Kurse im Frauenbegegnungszentrum und im Seniorenheim an und halfen auch bei der Betreuung von Patienten.
Ruth Hellwig etwa animierte eine Frauengruppe zum Einhüllen von Bäumen mit Selbstgestricktem, was großen Beifall fand. Bärbel Herrmann zeigte, wie Handpuppen mit Köpfen aus Schaumstoff gebastelt werden können. Anklang fand auch ein Kurs im Mundharmonikaspielen, der sicher nun von den belgischen „Lehrlingen“ fortgesetzt wird. „Ich habe schon wieder Liedtexte hingeschickt“, erzählt Herrmann. Sie bietet einen Mundharmonika-Kurs auch in Potsdam an und hat regen Zulauf. Zuerst seien es sechs Interessenten gewesen, nun seien es schon 20, erzählt sie. Nur das Töpfern, das Edith Hanke-Sturm den Belgierinnen eigentlich zeigen wollte, klappte leider nicht.
Den Anstoß für die Reise nach Belgien hatte der Potsdamer Verein „Selbstbewusstes Altern in Europa“ gegeben – man wollte wissen, wie Senioren sich anderswo ehrenamtlich engagieren. Dazu bewarb sich der Verein über das europäische Grundtvig-Programm „Lebenslanges Lernen“ um einen Austausch von Ehrenamtlern. Sie reichten ein Konzept ein, und bekamen den Zuschlag. Im nächsten Jahr werden drei Belgierinnen im Gegenzug nach Potsdam kommen. Dann soll es nicht um Handwerkliches und Freizeitgestaltung gehen, sondern um Öffentlichkeitsarbeit für das lebenslange Lernen, um sozialpolitische und stadtpolitische Themen im Zusammenhang mit dem Ehrenamt. Die Europäische Union fördert solchen Austausch und bezahlt für die Ehrenamtler die Fahrtkosten und die Unterkunft, damit beim unbezahlten Einsatz nicht noch Geld mitgebracht werden muss. dif
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