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Betreuung im Wohnzimmer. Beate Greiner-Mai und ihre fünf Tagespflegekinder.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Bäume umarmen im Wald

Beate Greiner-Mai arbeitet seit zwei Jahren als Tagesmutter / Stadt Potsdam will Angebot ausweiten

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Fahrland - Zuletzt arbeitete Beate Greiner-Mai bei der Bundeswehr – „im Controlling“. Die Arbeit entsprach ihr nicht. „Zahlen lachen einen nicht an“, sagt die 40-jährige Fahrländerin, während sie von fünf Kleinkindern im Alter von ein bis zweieinhalb Jahren umringt ist. Die einstige Telefonistin – „das ist nicht mehr aktuell“ – hat sich umorientiert. Seit zwei Jahren arbeitet Beate Greiner-Mai als Tagespflegemutter. Das bringe einen Berufsalltag mit sich, der „weitaus lebendiger“ sei als die Arbeit in einer Verwaltung. Die verheiratete Frau hat selbst drei Kinder im Alter von neun, 19 und 20 Jahren, ihr ist die Betreuung von Kindern vertraut: „Eigentlich mache ich das schon immer.“

Gestern erhielten Beate Greiner-Mai und „ihre“ Kinder Besuch von der Potsdamer Sozialbeigeordneten Elona Müller-Preinesberger (parteilos). Die Beigeordnete nutzte den Termin in Fahrland, um für ihr Anliegen zu werben: Potsdam braucht mehr Tagespflegemütter und auch -väter. Ab dem kommenden Jahr muss die Stadt für jedes Kind nach dem ersten Geburtstag die Tagesbetreuung sicherstellen. Krippenplätze werden dagegen auch 2013 noch rar sein. Daher hofft die Beigeordnete, die Lücke mit Tagespflegemüttern wie Beate Greiner-Mai schließen zu können.

Um den Anreiz für potenzielle Tagesmütter zu erhöhen, hat die Stadt in der seit 2012 gültigen neuen Kita-Richtlinie die Betreuungs- und Mietpauschalen erhöht. Für die achtstündige Betreuung eines Kleinkindes zahlt die Stadt nun monatlich 550 Euro, vorher waren es 380,75 Euro, erläuterte die Sachbearbeiterin Gabriele Fruth. Die Mietpauschale für angemietete Räume stieg von 116 auf 150 Euro. „Für Eltern ist die Kindertagespflege mit ihren kleinen, überschaubaren Gruppen von maximal fünf Kindern insbesondere in den ersten drei Lebensjahren des Kindes eine flexible Alternative zur Kindertagesstätte“, erklärte Elona Müller-Preinesberger.

Begonnen hatte das im Jahr 2000 mit vier Betreuern in der Tagespflege, informierte Gabriele Fruth. Derzeit finanziert die Stadt 62 Tagesbetreuer, darunter sind drei Tagespflegeväter, „die von den Eltern sehr stark nachgefragt werden“, wie die Stadtmitarbeiterin betonte. Ferner arbeiteten in Potsdam sechs freie Tagespflegemütter, die von den Eltern direkt bezahlt werden. Auch diese müssen sich bei der Stadt anmelden, erklärte Gabriele Fruth.

Die Tagespflegekräfte sind selbstständig, sie entscheiden selbst im Rahmen ihres pädagogischen Konzeptes über die Betreuungsangebote und die Aufnahme der Kinder. Zwei Räume müssen vorhanden sein, ein Spiel- und ein Schlafraum, ferner eine grüne Umgebung, die den Kindern den Aufenthalt im Freien ermöglicht. Voraussetzung ist zudem eine abgeschlossene Berufsausbildung und eine von der Stadt vorgeschriebene Qualifikation.

Bei Beate Greiner-Mai in Fahrland ist es der nahe Wald, der das Konzept vorgibt. Ob Sonne oder Regen, jeden Tag geht die Tagesmutter mit den Kindern in den Wald. „Wir begrüßen den Wald, suchen uns einen Baum aus, umarmen und streicheln ihn, geben ihm ein Küsschen“, erzählt sie. Ziel ihrer Pädagogik sei der Aufbau eines „Grundvertrauens im Leben“. Beate Greiner-Mai: „Wir sind sehr lebensbejahend unterwegs.“ Die Tagesmutter kocht jeden Tag ein gesundes Mittagessen mit frischen Zutaten für die Kinder. Gestern etwa stand eine Gemüsesuppe auf dem Speiseplan, die sie unter Mithilfe ihrer fünf Pflegekinder zubereitete. „Der kleine Nils ist unser Chefkoch“, so die Fahrländerin lachend. Guido Berg

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