Von Guido Berg: Baustart für das Landtagsschloss
Historischer Moment: Ab 9 Uhr erfolgt der erste Spatenstich für den viel debattierten Parlamentsneubau am Alten Markt
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Innenstadt - Auf den morgigen Tag hat Potsdam lange hingearbeitet: Am Donnerstag um 9 Uhr wird der erste Spatenstich für den Bau des neuen Brandenburgischen Landtages in Gestalt des Potsdamer Stadtschlosses vollzogen. Der Baustart für das 120-Millionen-Euro-Vorhaben ist ein historischer Moment, er wird in die Geschichte Potsdams eingehen. Mit ihm beginnt das Kernprojekt der Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte. Nicht nur Stadt- und Landespolitiker werden erwartet, auch viele Potsdamer Bürger werden sich den Spatenstich wohl nicht entgehen lassen. Das Bauunternehmen BAM hat eigens eine knallrote Schaustelle auf dem Alten Markt errichtet, in der sich jeder über das Großprojekt informieren kann. Eine hochgelegene Aussichtsplattform bietet einen guten Blick auf die Baustelle. Grußworte sollen Landtagspräsident Gunter Fritsch und Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD) halten.
Die Grundlagen für den morgigen Tag wurden bereits kurz nach der politischen Wende im Jahr 1990 gelegt, als die Stadtverordneten eine behutsame Annäherung an den historischen Stadtgrundriss beschlossen. Eine Konsequenz daraus war der Baustopp auf der Theaterbaustelle an der Alten Fahrt und der spätere Abriss des Rohbaus. Drei Meilensteine folgten: Im Mai 2005 beschloss der Landtag, einen neuen Parlamentssitz in Potsdams Mitte am Alten Markt zu errichten. Doch zunächst scheiterte der Bebauungsplan zweimal in der Stadtverordnetenversammlung. Erst nach einer Bürgerbefragung im Januar 2007 fand sich eine Mehrheit im Stadtparlament: Dabei sprachen sich 42,8 Prozent der Potsdamer für den Alten Markt als Landtagssitz aus. Seitdem ist klar, dass die Landeshauptstädter der Mitte den Vorzug vor jedem anderen Standort geben. Die dritte entscheidende Hürde nahm das Landtagsschloss-Projekt, als SAP-Milliardär Hasso Plattner, beeindruckt durch das Engagement der Bürgerinitiative „Mitteschön“ und des Stadtschlossvereines, 20 Millionen Euro für die Rekonstruktion der historischen Knobeldorff-Fassade spendete.
Seit der Intervention des großen Potsdam-Mäzenen steht nicht nur fest, wie das Landtagsschloss aussehen wird: Die Entscheidung zugunsten Knobelsdorffs gilt auch als architektonischer Paradigmenwechsel hin zugunsten des Friderizianischen Barocks bei der Wiedererrichtung der Potsdamer Mitte. Die Erarbeitung eines Leitbauten-Konzeptes und die Entscheidung, das Palais Barberini am Alten Markt zu rekonstruieren, ist eine unmittelbare Folge dieser Entscheidung.
Auch wenn ab morgen die Bagger am Werk sind – die Diskussionen um die äußere Gestalt des Landtagsschlosses reißen nicht ab. Erst vor wenigen Tagen hatte eine Sprecherin des Finanzministeriums erklärt, dass ungeachtet der Plattner-Spende keineswegs eine fachliche Rekonstruktion der Knobelsdorff-Fassade, sondern eine weitgehende Annäherung erfolgen soll. Joachim Kuke, Protagonist der Initiative „Mitteschön“, schreibt in einem Brief zum Spatenstich von einem „mixtum compositum aus teilweise halbwegs denkmalgerechten Partien, historisierenden Elementen und mehrheitlich Formen, die Architekt Peter Kulka für richtig hält“. Es entstehe keine Rekonstruktion, sondern aufgrund von „Vereinfachungen“ eine „Erinnerungsarchitektur“. Inakzeptabel findet Kuke, dass der Innenhof angeblich kaum für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Vom 17. bis ins 20. Jahrhundert sei der Innenhof „ein organischer Teil“ der Stadt gewesen. Wegen des Wegfalls der seitlichen Tordurchfahrten seien Konzerte mit Dirigentengrößen wie Furtwängler und Celibidache, wie sie nach 1918 dort stattfanden, nicht möglich.
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
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