
© A.Klaer
Landeshauptstadt: Baustelle Breitensport
Die Verwaltung will einen neuen Sportentwicklungsplan erarbeiten. Erste Details sollen mit Bürgern diskutiert werden.
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Potsdam ist eine sportliche Stadt: 85 Prozent der Potsdamer betreiben Sport oder bewegen sich zur Erholung. Radfahren, Schwimmen und Laufen sind drei Lieblingssportarten. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der sporttreibenden Bürger um fast 20 Prozent erhöht. Doch das bringt auch Probleme: Es fehlt an Sporthallen, verkehrsgesicherten Radwegen und Skateranlagen, sagt Professor Jürgen Rode vom Sportpädagogischen Institut der Universität Potsdam. Denn knapp zwei Drittel der Potsdamer machen Sport nicht im Verein.
Am gestrigen Mittwoch präsentierte Rode im Rathaus der Stadt die ersten Ergebnisse einer Bürgerbefragung im Rahmen der Sportentwicklungsplanung. Im Februar vergangenen Jahres hatte die Uni 10 000 Fragebögen an Potsdamer versandt, 2087 haben geantwortet. Auf Grundlage der Ergebnisse will die Stadt den Sportentwicklungsplan erneuern.
Insgesamt 60 000 Euro hat die Stadt der Uni für die repräsentative Befragung gezahlt. Herausgekommen sei, so Rode, eine Bestandsaufnahme von Sportstätten, Sportstrukturen und eine Bedarfsanalyse. Neben Privatpersonen wurden auch Schulen, Kitas, Vereine und Seniorenverbände befragt. Ziel soll es sein, im nächsten Jahr zehn strategische Handlungsziele zu benennen, mit denen die Stadt den Breitensport fördern soll.
Breitensportförderung ist in Potsdam nicht Neues: Bereits 2002 entwickelte die Stadt in Zusammenarbeit mit der Universität den ersten Sportentwicklungsplan. Einige Ziele wurden jedoch nicht oder nur teilweise umgesetzt, das zeigt die Antwort auf eine Anfrage des Stadtverordneten Andreas Menzel (B’90/Grüne). Die Auflistung der seit 2002 getätigten Investitionen in Potsdamer Sportstätten zeigt, welche gefördert wurden und welche leer ausgingen: Das Karl-Liebknecht-Stadion wurde jenseits des Sportentwicklungsplanes für circa neun Millionen saniert. Mithilfe von Konjunkturpaketmitteln konnte auch der 21 Millionen Euro teure Bau der Mehrzweckhalle auf dem Luftschiffhafengelände gestemmt werden. Gespart wurde hingegen auf den Sportplätzen in der Kirschallee oder in der Kurfürstenstraße. Auch in die Motorsporthalle in Babelsberg wurde nicht investiert, obwohl das eigentlich geplant war.
„Der erste Sportentwicklungsplan wurde eher zufällig umgesetzt“, sagt Menzel, „hauptsächlich der Leistungssport wurde gefördert.“ Statt aufwendiger Evaluation sollte die Stadt das Geld lieber in einen Bolzplatz investieren. „Was bringt es, einen Plan zu erstellen, der dann doch nicht eingehalten wird?“
Auch der Vorsitzende des Stadtsportbundes Lutz Henrich kritisiert den Kampf um neue Sportstätten – es gebe davon in Potsdam einfach zu wenig. Ziel der Vereine müsse es sein, die Stadtverordneten verstärkt über die Probleme des Breitensports zu informieren.
Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) zeigte sich mit dem Zuwachs an Sportstätten jedoch zufrieden. Besorgt war sie hauptsächlich über den Rückgang bei den Halllenbädern. Das Schwimmbad am Brauhausberg habe daher oberste Priorität. Sie räumte zwar auch einige Überhänge aus dem alten Plan ein, aber „nach zehn Jahren ist es an der Zeit, den Plan an die aktuelle Situation anzupassen“.
Wie die Potsdamer die Situation wahrnehmen und was sie daran bemängeln, wird am kommenden Dienstag, dem 11. Dezember, auf der Breitensportkonferenz in der Universität Potsdam diskutiert. Alle Potsdamer, besonders diejenigen, die sich nicht im Verein organisieren, sind eingeladen mit Vertretern der Stadt und den Wissenschaftlern in Arbeitsgruppen zu diskutieren. Die Konferenz findet ab 18 Uhr auf dem Uni-Campus im Ortsteil Golm statt.
Im nächsten Jahr will Studienleiter Rode nochmals intensiv mit Kindertagesstätten und Schulen sprechen, bevor dann im März 2013 die konkreten Handlungsempfehlungen für die Stadt ausgearbeitet werden sollen.
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