Landeshauptstadt: Baustelle Neuer Garten
Befestigung des Westufers des Heiligen Sees zwischen Rotem und Grünem Haus steht bevor
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Befestigung des Westufers des Heiligen Sees zwischen Rotem und Grünem Haus steht bevor Von Erhart Hohenstein Mit Vermessungsarbeiten begann jetzt im Neuen Garten ein groß angelegter Modellversuch der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, das Westufer des Heiligen Sees zwischen dem Roten und dem Grünen Haus zu befestigen. Es weist starke Erosionsschäden auf – ein an einigen Stellen bis zu fünf Meter breiter Streifen der Böschung ist weggebrochen und in den bis zu 12 m tiefen See gerutscht. Die Ufervegetation erlitt schwere Schädigungen. Gerd Schurig, der für den Neuen Garten zuständige wissenschaftliche Mitarbeiter der Gartendirektion, nennt neben der natürlichen Geländebewegung als Hauptursachen das Erklettern der bis zum 80 cm hoch abgebrochenen Uferkante durch von der geduldeten Badestelle herüber kommende Schwimmer, die oft auch ihre Hunde mit sich führen, und das Lagern von Sonnenhungrigen in diesem Bereich. Für die Befestigung des Ufers hat ein Diplomand der Technischen Universität Berlin, Bereich Konstruktiver Wasserbau, gemeinsam mit der Gartenabteilung der Stiftung einen Vorschlag erarbeitet. Er sieht unter Wasser das Einbringen einer Barriere vor, die ein weiteres Abrutschen der Böschung verhindert. Bis zum Uferrand werden Wasserpflanzen eingesetzt, die Uferzone selbst soll mittels Kunststoffmatten befestigt werden, durch die Gras wächst – eine aus dem Golfplatzbau entlehnte Technik. Der Einsatz von Kunststoff stelle gegenüber Gartendenkmalpflege und Naturschutz zweifellos einen Kompromisslösung dar, räumt Schurig ein, doch werde so die Substanz des Gartenkunstwerks ohne schwerwiegende Eingriffe in Flora und Fauna gesichert. Die Arbeiten zur Uferbefestigung werden durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) finanziell unterstützt. Dazu überreichte DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde einen Förderbescheid über 95 000 . Darin wird vor allem das innovative Verfahren des Uferverbaus gewürdigt, das sowohl umweltgerecht und landschaftsschonend als auch denkmalgerecht sei. Den Vorarbeiten folgen nun das notwendige Bauantragsverfahren und die Ausschreibung. Nach Einschätzung von Gerd Schurig werden sie einige Monate in Anspruch nehmen. Danach müssen die Freunde des Neuen Gartens größere Absperrungen am Westufer in Kauf nehmen, die für die Zufahrt, die Baustelleneinrichtung und die Materiallagerung erforderlich sind. Dies ließe sich nicht vermeiden, auch wenn ein Teil der Arbeiten, so das Einbringen der Unterwasserbarriere und der Faschinen, vom See aus vorgenommen werden soll, machte Schurig deutlich. Man wolle den ufernahen Weg jedoch freihalten. Die Einzäunung wird über längere Zeit bestehen bleiben müssen, damit sich die neu eingebrachte Ufervegetation stabilisieren kann. Über den Erfolg der Uferbefestigung wird mitentscheiden, inwieweit die Besucher des zum Weltkulturerbe zählenden Parks und die Nutzer der Badestelle den neu gestalteten Bereich schonen. Die Erfahrungen dieses Sommers, in dem der Neue Garten durch Verstöße gegen die Parkordnung und Disziplinlosigkeiten besonders schwere Schädigungen hinnehmen musste, lassen Skepsis aufkommen.
Erhart Hohenstein
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