Landeshauptstadt: Baustelle und Schaustelle
Sanierung der Kolonnade zwischen den Communs / Elf-Millionen-Projekt soll 2012 abgeschlossen sein
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Sanierung der Kolonnade zwischen den Communs / Elf-Millionen-Projekt soll 2012 abgeschlossen sein Von Erhart Hohenstein An der 1766 bis 1769 durch Gontard nach Entwürfen von Le Geay gegenüber dem Neuen Palais errichtete Kolonnade zwischen den Communs herrscht Betriebsamkeit. Am Nordtor wurde die historische Brücke über den einstigen Wassergraben mit einer Betonüberführung versehen, die Baufahrzeuge von bis zu 60t Last aushält. Das Mopke genannte Pflaster aus hochgestellten Ziegelsteinen ist am Säulenbogen nun durch eine Asphaltschicht geschützt. Zurückgebaut worden sind die beiden unterirdischen Chemielager, die die Pädagogische Hochschule in der DDR-Zeit am Westende der Kolonnade anlegen ließ. Endlich wird Ernst gemacht mit der dringend notwendigen Sanierung des bedeutenden Natursteinbauwerks, deren Beginn bereits für Herbst 2003 angekündigt worden war. Der Baudirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Dr. Alfons Schmidt, und Bereichsarchitekt Volker Thiele erläuterten gestern den Ablauf der Arbeiten. Die Kolonnade wurde mit einem modernen Verfahren vermessen, das eine dreidimensionale Darstellung ermöglicht. Dies bildet eine Grundlage dafür, dass nun Zustand und Bauschäden ermittelt und die Bauteile erfasst und kartiert werden können. Daran schließt sich die Bauplanung für das etwa elf Millionen Euro teure Vorhaben an, die dem Berliner Planungsbüro CRP übertragen wurde. Allein im Bogengang stehen 96 Säulen, in den beiden seitlichen, von Obelisken gekrönten Pavillons und im als Triumphtor gestalteten Mittelteil nochmals 26. Schon dies verdeutlicht den Umfang der Arbeiten. 42 Skulpturen – Götter, Krieger und Frauen – schmücken Bogengänge und Mittelbau. Hinzu kommen Trophäendarstellungen. Von den beiden je sieben Tonnen schweren Obelisken auf den Pavillons wurde einer bereits restauriert. Gänzlich erneuert werden muss die Kuppel über dem Triumphbogen. Sie war am Kriegsende zerstört worden. Die Stiftung hat sich entschlossen, die Baustelle mit einer selbsttragenden Halle von 140 Meter Breite, 20 Meter Tiefe und bis zu 28 Meter Höhe einzuhausen. Deren Stahlrahmen wird mit lichtdurchlässigen Planen verhüllt. Diese Hülle soll so fantasievoll gestaltet werden, dass sie eher den Eindruck einer Kulissendekoration erweckt. Außerdem wird die Halle zu Führungen für das Publikum geöffnet, die Baustelle wird zur Schaustelle. Vom Abschluss der Einhausung im April 2005 an wird allerdings ein Jahr bis zur Austrocknung des Baus veranschlagt. Die eigentlichen Bauarbeiten können erst im Frühjahr 2006 beginnen. Sie sollen 2012 abgeschlossen werden, wenn sich der Geburtstag des Bauherren König Friedrich II. zum 300. Male jährt. Dann wird die von der Kolonnade, dem Neuen Palais und den Communs gerahmte Mopke ein einzigartiger Festplatz sein, Hauptschauplatz für die Musikfestspiele, die Schlössernacht und anderer Veranstaltungen. Die Kolonnade ist schon seit Jahrzehnten ein Sorgenkind der Schlösserverwaltung. Bereits 1986 mussten im nördlichen Abschnitt die Balustraden, der Architrav und auch die Kapitelle der Säulen abgenommen werden. Durch die Sanierung muss zum einen die Standfestigkeit des Bauwerks gesichert werden, erläuterte der Natursteinexperte der Stiftung, Detlef Röper. Einzelne Säulen sind bis zu 13,5 Zentimeter aus dem Lot geraten. Um die Stabilität zu gewährleisten, muss ein neues Ankersystem eingebracht werden. Zum zweiten weist der verwendete Sandstein schwere Schädigungen auf.
Erhart Hohenstein
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