Landeshauptstadt: „Bayreuther“ machen Halt bei den Russen Schau soll in fränkische Residenzstadt ziehen
Die „Bayreuther“ haben Einzug gehalten in die Russische Kolonie: Im dortigen Alexandrowka-Museum zeigt der Potsdamer Architektenverein „ArchitraV“ noch bis Ende Juni seine Ausstellung „Die Bayreuther in Potsdam“. Wie der Vereinsvorsitzende Thomas Sander den PNN sagte, ist anschließend ihre Präsentation in Bayreuth vorgesehen.
Stand:
Die „Bayreuther“ haben Einzug gehalten in die Russische Kolonie: Im dortigen Alexandrowka-Museum zeigt der Potsdamer Architektenverein „ArchitraV“ noch bis Ende Juni seine Ausstellung „Die Bayreuther in Potsdam“. Wie der Vereinsvorsitzende Thomas Sander den PNN sagte, ist anschließend ihre Präsentation in Bayreuth vorgesehen. Dort bemüht sich der für die einstige Residenz der Markgrafen zuständige Kunsthistoriker der Bayrischen Schlösserverwaltung, Peter O. Krückmann, um ein Sponsoring durch die Sparkasse. Nach dem Siebenjährigen Krieg warb König Friedrich II. aus Bayreuth 235 Hofkünstler und Handwerker für die Errichtung des Neuen Palais und den repräsentativen Ausbau der Innenstadt an. Die meisten von ihnen hatten ihre Stellung verloren, als nach dem Tod des Markgrafen Friedrich (1763), des Gemahls von Friedrichs des Großen Lieblingsschwester Wilhelmine, der Ausbau der kleinen süddeutschen Residenz gestoppt und ein strenger Sparkurs eingeführt wurde. Die bekanntesten „Bayreuther in Potsdam“ waren die Baumeister Carl von Gontard (1731 bis 1791) und Johann Christian Unger (1743 bis 1799). Gontard verdankt Potsdam unter anderem das Neues Palais, die Communs, Antiken- und Freundschaftstempel, Drachenhaus, Marmorpalais, in der Stadt das Große Waisenhaus und an die 70 Wohnhäuser. Von Unger stammen das Belvedere auf dem Klausberg, das Portal des Langen Stalls, die Hiller-Brandtschen Häuser, die Gewehrfabrik und nicht weniger als 167 Bürgerhäuser. Manchmal wirkten die beiden Meister auch zusammen, so am Brandenburger Tor und am Palast Barberini. Zu den Bayreuthern zählten außerdem neben anderen die Werkmeister Georg Christoph Mader mit fast 100 Baugesellen und Johann Georg Leithold, der Architekt Johann Rudolph Heinrich Richter, die Bildhauer Gebrüder Räntz mit ihren zur Legende gewordenen Lampenträgern auf der Breiten Brücke, der Stukkateur Giovanni Batista Perruzzi, der Vergolder Maximilian Konrad Saeger, der Maler Johann Christoph Jucht und die Kunsttischler Gebrüder Spindler mit ihren Arbeiten im Neuen Palais. Von alteingesessenen Potsdamern wurden die Ankömmlinge als Konkurrenten betrachtet und um ihre Privilegien wie Befreiung von der Einquartierungspflicht beneidet. Die Bayreuther blieben deshalb unter sich und siedelten sich vorzugsweise in benachbarten Häusern an. Einer ihrer Konzentrationspunkte war die Lindenstraße. Im Krieg sind zahlreiche Gontardsche und Ungersche Bauten zerstört, noch mehr in der DDR-Zeit abgerissen worden. Was blieb, wurde wie das Große Waisenhaus oder das Belvedere Klausberg nach der deutschen Wiedervereinigung saniert und restauriert. Dazu zählt auch das Wohngebäude Am Bassin 3. Dort war im Vorjahr die Ausstellung von ArchitraV erstmals gezeigt worden. Sie besteht aus Text-Bild-Tafeln, Hausmodellen und Studentenarbeiten zur Wiederherstellung noch unsanierter Bauten. Dazu wird der Verein demnächst eine Broschüre herausgeben. Er möchte damit auch auf einen Kulturaustausch zwischen Potsdam und Bayreuth hinwirken, die durch die dynastischen Beziehungen und ihre Bau- und Kunstdenkmale eng verbunden waren. E. Hohenstein
E. Hohenstein
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: