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Landeshauptstadt: BBU: Mindestens 1100 neue Wohnungen geplant

Verband der Wohnungswirtschaft schätzt Bedarf in Potsdam bis 2020 deutlich niedriger ein als das Rathaus

Von Matthias Matern

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Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) schätzt den künftigen Bedarf an neuen Wohnungen in Potsdam deutlich moderater ein als die Stadtverwaltung. Während man im Rathaus wie berichtet angesichts einer für 2030 prognostizierten Einwohnerzahl von 187 000 Menschen von einem Bedarf von 17 500 neuen Wohnungen bis 2025 ausgeht, hält der BBU für die nächsten sieben Jahre insgesamt 7500 neue Wohnungen für ausreichend. Dabei orientiert sich der Verband an einer vorausgesagten Einwohnerzahl von 176 000 Potsdamern. Mindestens 1100 Neubauwohnungen seien bislang von den Potsdamer Mitgliedsfirmen bis 2020 geplant, sagte BBU-Vorstand Maren Kern am Dienstag in Potsdam.

Für Teltow (Potsdam-Mittelmark) geht Kern von einem Neubaubedarf von 2000 Wohnungen aus. In Falkensee (Havelland) hält die Verbandsvorsitzende hingegen 1500 neue Wohnungen für ausreichend. Derzeit liege die Leerstandsquote im Berliner Umland bei durchschnittlich 2,8 Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Teilweise lägen die Quoten sogar unter zwei Prozent. In Kleinmachnow betrage der Leerstand beispielsweise bei 0,6 Prozent, in Potsdam 2,3 Prozent. Allerdings empfiehlt Kern den Kommunen im Speckgürtel mit Bedacht zu planen. Bei den Bevölkerungsprognosen gebe es erhebliche Unterschiede. Nicht überall sei mit gleich hohen Zuwachsraten zu rechnen.

Um die Lücke in Potsdam zu decken, die sich alleine aus dem prognostizierten Bedarf des BBU und den Planungen seiner Mitglieder ergibt, hält Maren Kern zusätzliches Engagement privater Investoren für notwendig. Immerhin sind fast alle namhaften Wohnungsbaufirmen Potsdams Mitglieder im BBU. Um aber auch bezahlbare Wohnungen anbieten zu können, müsse die Wohnungsbauförderung des Landes flexibler gestaltet noch viel stärker auf regionale Voraussetzungen abgestimmt werden, forderte Kern. „Ein Zielwert von maximal 4,60 Euro pro Quadratmeter passt vielleicht in Senftenberg, in Potsdam aber reicht das nicht.“ Ohne Förderung müssten die Unternehmen dort sogar eine Miete von 8,50 Euro pro Quadratmeter nehmen. Laut der brandenburgischen Landesregierung beträgt die förderbare Maximalmiete für das Berliner Umland jedoch 5,50 Euro pro Quadratmeter.

Weitere Hürden für den Bau neuer Wohnungen im Speckgürtel sieht Maren Kern in besonders hohen Grundstückspreisen, teils langen Bauplanungsphasen und stetig steigenden Baukosten. Insgesamt seien von den BBU-Mitgliedern im Berliner Umland in den kommenden sieben Jahren mindestens 2000 neue Wohnungen geplant. Gut 65 Millionen Euro sollen laut Kern insgesamt in der Region rund um Berlin in den Neubau von Wohnungen fließen. Dies sei fast doppelt so viel wie im vergangenen Jahr.

Während in Hauptstadtnähe der Wohnraum immer knapper wird, beklagen entfernte Landkreise einen immer größeren Leerstand. Laut BBU sind vor allem die Prignitz, der Elbe-Elster- und der Spree-Neiße-Kreis betroffen. In diesen Regionen könnte bis 2020 eine Leerstandsquote von bis zu 35,8 Prozent entstehen, weil die Bevölkerung dort stetig sinkt. Gestiegen ist der Leerstand auch im Landkreis Oberspreewald-Lausitz, von 11,2 Prozent im Jahr 2011 auf 11,7 Prozent im vergangenen Jahr. „Wir erleben ein ausgeprägtes Nebeneinander von Schrumpfung und Wachstum“, sagte Kern. „Eine zweite Leerstandswelle steht bevor.“ Die Mitgliedsunternehmen des BBU kämen beim Abriss von leer stehenden Wohnungen finanziell nicht mehr hinterher - trotz erheblicher Anstrengungen. Laut Verband haben sie rund 54 000 Wohnungen seit 2002 abgerissen. „Damit haben unsere Mitglieder in den vergangenen Jahren jeden Tag mehr als 400 000 Euro Eigenkapital vernichtet für die Zukunftssicherung unsere Städte“, meinte Kern. Weitere 50 000 Wohnungen müssten bis 2020 abgerissen werden, so die Verbandschefin.

Dringend notwendig sei vor diesem Hintergrund eine Fortführung des Bundesprogrammes Stadtumbau Ost. Nach wie vor sei nicht klar, wie es nach Auslaufen der Förderung Ende des Jahres weitergehe, so Kern. Die aktuelle Bundesregierung sei mit viel Getöse gestartet, passiert sei aber seit dreieinhalb Jahren nichts.

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