
© W. Fehrmann
Sport: Bedroht oder herausgefordert
Das zweite Play-off-Spiel der Volleyballdamen des SC Potsdam ist auch eine Frage des Kopfes
Stand:
„Entscheidend ist, inwiefern die Niederlage noch in den Köpfen steckt. Sehen die Spielerinnen das nächste Spiel als Herausforderung oder als Bedrohung an?“ So beschreibt Sport-Mentaltrainerin Maike Koberg die mögliche Gemütslage der Erstliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam vor dem morgigen, vielleicht schon alles entscheidenden zweiten Spiel der Best-of-three-Viertelfinal-Serie gegen die Roten Raben Vilsbiburg.
Nach der 0:3-Niederlage in Vilsbiburg steht das Team um Trainer Alberto Salomoni bereits mit dem Rücken zur Wand und muss nun zu Hause gewinnen, um sich die Chance auf den Einzug ins Halbfinale mit einem dritten Entscheidungsspiel zu wahren. „Durch die Niederlage ist der Druck natürlich noch größer“, so Koberg, die unter anderem die Handball-Juniorinnen-Nationalmannschaft vier Jahre lang als Mentalcoach begleitet hat. Andererseits, so sagt sie, könne ein knapp verlorenes Spiel auch motivierend wirken. Im zweiten Satz waren die Potsdamerinnen in Vilsbiburg nah dran am Satzgewinn. „Wenn wir da ausgleichen, wird es ein komplett anderes Spiel“, sagte Salomoni in der Rückschau auf das erste Play-off-Spiel. Der Trainer führte die Auswärtsniederlage letztendlich auf Unaufmerksamkeiten und leichte Fehler seiner eigenen Mannschaft zurück – nicht unbedingt auf die Dominanz des Gegners.
„Jetzt ist es wichtig, sich auf seine Stärken zu konzentrieren. Und in ähnlichen Situation nicht an das verloren gegangene Spiel zurückzudenken, sondern mit neuen Lösungen die Situation zu bewältigen“, sagt Mentalcoach Koberg. „Aus meiner langjährigen Erfahrung weiß ich allerdings, dass Sportler in Situationen, die sie schon einmal ähnlich erlebt und nicht erfolgreich bestanden haben, immer wieder den Gedanken haben: „Oh Gott, jetzt passiert wieder das.“ Es entstehe ein innerer Dialog und – wissenschaftlich belegt – lässt die Muskelspannung in diesem Moment nach. Für einen Mentaltrainer und den sportlichen Trainer gilt es dann Lösungen zu finden, sodass der Sportler erst gar nicht in diese Situation gerät. „Im Sport sind da natürlich spielerische Übungen vorgesehen“, so Koberg. Im Training sollte ein Trainer diese Situationen als Erster erkennen und eine andere Lösung oder Variante vorschlagen.
„Bei der Umsetzung bestehen jedoch große Unterschiede zwischen Männern und Frauen“, sagt Koberg. Bei Frauen müsse sofort eine Lösung parat sein. Und sie müssen davon überzeugt sein, sonst kommen sie wieder ins Grübeln. Männer hingegen handeln eher schnell und übermotiviert. „Sie wollen unbedingt und schießen dann gerne auch über das Ziel hinaus“, erzählt Koberg. So könne ein Schmetterball, der unbedingt mit voller Kraft im Feld des Gegners landen soll, auch weit ins Aus gehen. Grundsätzlich gilt, dass der Spieler und das Team immer auf das Hier und Jetzt fokussiert sein sollten, so Koberg. Viele spielerische Alternativen bleiben dem Team allerdings nicht, denn wie bereits in Vilsbiburg fehlen auch beim heutigen Heimspiel am Samstag erneut wichtige Spielerinnen. So sind die Einsätze von Topangreiferin Jessica Rivero und Mittelblockerin Nikol Sajdova noch fraglich. Aufgeben will der SC Potsdam dennoch nicht. „Wir werden alles geben, bis der letzte Ball gefallen ist“, lautet Salomonis Kampfansage. Auch Libera Lisa Rühl beantwortet die Frage nach der Bedrohung oder Herausforderung ganz klar mit Zweiterem. „Weil wir schon zweimal gezeigt haben, dass wir gegen Vilsbiburg gewinnen können“, so die 24-Jährige. „Jetzt wollen wir trotz der vielen verletzten Spielerinnen zeigen, dass wir zu Hause das stärkere Team sind.“
Samstag, 18.30 Uhr, MBS-Arena
Luisa Müller
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